Wie sieht die Therapie aus?
Die Therapie bei einem Rektumkarzinom richtet sich danach, wie groß und aggressiv der Tumor ist, wie weit er in die Darmwand eingewachsen ist, an welcher Stelle er sitzt und ob weitere Stellen des Darms befallen oder Fernabsiedelungen des Tumors in anderen Organen (Metastasen) vorhanden sind. Unterschieden werden kann dabei die Behandlung des frühen Rektumkarzinoms ohne Metastasen und die des fortgeschrittenen Rektumkarzinoms mit vorhandenen Metastasen.
Therapie des frühen Rektumkarzinoms
Ziel der Therapie im frühen Stadium des Rektumkarzinoms ist es, den Tumor im Rahmen einer Operation komplett zu entfernen, indem ein Teil des Enddarms einschließlich seiner versorgenden Blut- und Lymphgefäße und Lymphknoten entfernt wird. Dies geschieht entweder über einen Bauchschnitt oder minimal-invasiv durch mehrere kleine Einschnitte oder über den After. Bei besonders tief sitzenden Tumoren kann auch ein Einschnitt im Beckenboden notwendig sein. Die gesunden Darmenden werden anschließend wieder verbunden. Ob diese so genannte R0-Resektion möglich ist, hängt von der Größe des Tumors und seiner Lage ab und davon, ob er bereits Lymphknoten befallen hat.
Vor allem, wenn das Rektumkarzinom sehr groß ist oder sehr nah am Schließmuskel sitzt, sollte vor der Operation eine so genannte Radiochemotherapie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Strahlentherapie (Radiotherapie) und Chemotherapie. Ziel ist es, den Tumor so zu verkleinern, dass er anschließend komplett, ohne Schädigung des Schließmuskels, entfernt werden kann. Mediziner bezeichnen eine Behandlung vor der Operation als „neoadjuvante Therapie“.
Muss bei der Operation der Schließmuskel entfernt werden, ist es notwendig, einen künstlichen Darmausgang (Stoma, Anus praeter) anzulegen. Hierfür leitet der Arzt das Ende des gesunden Darmabschnitts durch einen kleinen Hautschnitt nach außen. Der Stuhl wird dann durch diesen Ausgang ausgeschieden und in einem kleinen Beutel aufgefangen. In vielen Fällen kann es auch nötig sein, einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang anzulegen, um dem operierten Darmausschnitt die Möglichkeit einer guten Heilung zu geben. In der Regel kann dieser Darmausgang nach drei bis sechs Monaten wieder zurückverlegt werden.
Auch nach der Operation kann manchmal eine Radiochemotherapie sinnvoll sein, um möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen abzutöten und die Heilungschancen zu erhöhen. Diese so genannte adjuvante Therapie wird allerdings nur durchgeführt, wenn der Betroffene nicht vor der Operation bereits eine Radiochemotherapie erhalten hat.
Bei einer Chemotherapie werden so genannte Zystostatika eingesetzt. Dabei handelt es sich um Medikamente, die auf unterschiedliche Art die Zellteilung verhindern. Die häufigsten, bei einem Rektumkarzinom eingesetzten Wirkstoffe, sind Flourouracil (5-FU) als Einzeltherapie oder in Kombination mit Folinsäure. Alternativ kann auch der Wirkstoff Capecitabin gegeben werden, der in Tablettenform erhältlich ist. 5-FU und Folinsäure müssen über eine Infusion in die Vene verabreicht werden. Eine Chemotherapie kann in den meisten Fällen ambulant durchgeführt werden.
Bei einer Strahlentherapie werden die Krebszellen mit Strahlen bestrahlt, die Röntgenstrahlen ähnlich sind. Sie sind allerdings viel energiereicher und können die Erbsubstanz von Zellen zerstören. Auch eine Strahlentherapie kann ambulant durchgeführt werden.
Therapie des fortgeschrittenen Rektumkarzinoms
Bei einem fortgeschrittenen Rektumkarzinom sind Absiedelungen des Tumors (Metastasen) in anderen Organen vorhanden. Die Therapie hängt in diesem Fall nicht nur von der Ausdehnung des Tumors ab, sondern auch davon, ob vorhandene Metastasen entfernt werden können. Diese Art von Metastasen bezeichnen Mediziner als „primär resektabel“. Sollten die Entfernung der Metastasen nicht möglich sein, wird zunächst eine Chemotherapie durchgeführt. In manchen Fällen verkleinern sich die Metastasen durch diese Behandlung so sehr, dass sie anschließend im Rahmen einer Operation entfernt werden können. Eingesetzte Wirkstoffe bei einer Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium sind vor allem Oxaliplatin oder Irinotecan in Kombination mit Flourouracil (5-FU) und Folinsäure oder Oxaliplatin in Kombination mit Capecitabin.
Eine Chemotherapie kann auch dann sinnvoll sein, wenn aufgrund des Rektumkarzinoms starke Beschwerden auftreten oder ein Darmverschluss droht. In diesen Fällen hat sie das Ziel, die Beschwerden möglichst schnell und effektiv zu lindern und die Lebensqualität Betroffener zu verbessern.
Eine relativ neue Therapiemethode ist die Behandlung mit Antikörpern, wie beispielsweise dem Wirkstoff Bevacizumab. Diese so genannte zielgerichtete Therapie greift bestimmte Strukturen auf den Krebszellen an und hemmt so deren Wachstum. Beim Rektumkarzinom wird Bevacizumab in Kombination mit einer Chemotherapie verabreicht.
Begleittherapien
Eine Strahlen- oder Chemotherapie kann zahlreiche, manchmal auch schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Diese sind in den meisten Fällen jedoch nur vorübergehend oder lassen sich gezielt behandelt. Gegen Übelkeit und Erbrechen können – schon vor Beginn einer Chemotherapie – so genannte Antiemetika (z. B. 5-HT3, Aprepitant) gegeben werden. Auch Durchfälle können medikamentös behandelt werden. Sinnvoll ist aber auch, bereits vor Beginn der Behandlung, auf fetthaltige, stark gewürzte Speisen, Alkohol und Koffein zu verzichten. Sollte Durchfall auftreten, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um einen Mangel auszugleichen, sehr wichtig. Gegen Entzündungen der Mundschleimhaut können eine gründliche Mundhygiene und regelmäßige Mundspülungen helfen.
Da die Diagnose Krebs und die anschließende Therapie eine sehr große psychische Belastung für Betroffene sein können, ist häufig begleitend auch eine psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll. Diese kann im Rahmen von Gesprächen mit einem auf Krebserkrankungen spezialisierten Psychotherapeuten (Psychoonkologen) erfolgen. Aber auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen und der Austausch mit anderen Betroffenen können hilfreich bei der Krankheitsbewältigung sein.