Bei einem Durchfall, medizinisch als Diarrhoe bezeichnet, ist im Darm das Gleichgewicht zwischen der Aufnahme (Resorption) und Ausscheidung (Sekretion) von Flüssigkeiten gestört. In der Folge kommt es zu einem – meist sehr häufigen – dünnflüssigen, sehr voluminösen Stuhl. Durchfall kann kurzzeitig, das heißt akut, bis zu einem Zeitraum von 14 Tagen auftreten, und ohne bleibende Gesundheitsschäden wieder abheilen. Durchfall kann aber auch über einen längeren Zeitraum anhalten oder immer wieder auftreten, das heißt chronisch verlaufen.
Damit ein Mediziner von einer Diarrhoe spricht, muss mindestens eins der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Es muss zu mindestens drei Toilettengängen mit einem ungeformten Stuhl innerhalb eines Tages kommen.
- Der Stuhlgang muss einen Wassergehalt von mindestens 75 Prozent haben.
- Das Gewicht des Stuhls muss mindestens 250 Gramm betragen.
Außerdem kann eine Diarrhoe in verschiedene Schweregrade eingeteilt werden: Von einem milden Durchfall sprechen Ärzte, wenn es dadurch zu keinerlei körperlichen Beeinträchtigung kommt. Sind die Alltagsaktivitäten eingeschränkt, spricht man von einem moderaten Durchfall. Bei einem schweren Durchfall kommt es zu einer schweren körperlichen Beeinträchtigung aufgrund der Erkrankung.
Durchfall (Diarrhoe) gehört zu den zwanzig häufigsten Beschwerden, aufgrund derer Betroffene ihren Hausarzt aufsuchen. Grundsätzlich kann es im Laufe des gesamten Jahres zu Durchfall kommen, gehäuft tritt Durchfall aber in den Herbst- und Wintermonaten auf. Jüngere Personen leider häufiger darunter als ältere.
Eine Diarrhoe kann viele verschiedene Ursachen haben. Ein häufiger Auslöser sind Infektionen mit Bakterien, wie zum Beispiel Escherichia coli, Salmonellen oder Clostridien. Auch Viren, wie das Rota- oder Noro-Virus, bestimmte Parasiten und Pilze können zu einer Infektionserkrankung führen, die Durchfall mit sich bringt. Auch viele so genannte Tropenerkrankungen, wie beispielsweise Cholera, haben Durchfall als ein typisches Symptom.
Verursacher einer Diarrhoe können verschiedene Keime wie z.B. Colibakterien sein
Durchfall (Diarrhoe) kann auch als Begleitsymptom vieler verschiedener anderer Erkrankungen auftreten. Zu diesen zählen beispielsweise:
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn , Colitis Ulcerosa)
- Lebensmittelvergiftungen (z. B. Fischvergiftung)
- Vergiftungen (z. B. mit Kupfer, Quecksilber oder Arsen)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Zöliakie, Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz))
- Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Galle (z. B. Bauchspeicheldrüsenentzündung)
- Bösartige Tumoren des Darms (z. B. Darmkrebs)
- Hormonelle Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose))
Außerdem kann es durch die Einnahme verschiedener Medikamente, wie beispielsweise durch Antibiotika oder Abführmitteln, zu Durchfall (einer Diarrhoe) kommen.
Weitere Ursachen für eine Diarrhoe können psychischer Natur sein. Bei vielen Betroffenen zeigt sich beispielsweise eine Nervosität vor einer Prüfung oder in anderen belastenden Situationen als Durchfall. Daneben kann Durchfall auch funktionelle Ursachen haben. Ein häufiges Beispiel hierfür sind die so genannte Reizdarm- oder auch Reizmagen-Syndrome, bei denen keine organischen Ursachen für Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen gefunden werden kann. Vermutet wird, dass psychische Gründe wie extremer Stress oder Trauer Auslöser dieser Erkrankungen sind.
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Wie erfolgt die Diagnose?
Wenn Betroffene aufgrund eines Durchfalls einen Arzt aufsuchen, ist das Ziel der Diagnose, die Ursache des Durchfalls herauszufinden, um anschließend eine geeignete Therapie durchführen zu können. Erster Schritt der Diagnose ist zunächst immer ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird dabei fragen, wie lange der Durchfall schon anhält oder wie häufig er auftritt und wie der Stuhl geformt ist. Außerdem können andere vorhandene Beschwerden, wie beispielsweise Bauchschmerzen oder Übelkeit, die Einnahme von Medikamenten oder bekannte andere Erkrankungen einen Hinweis auf die Ursache des Durchfalls geben. Da Durchfall häufig auch aufgrund von Infektionserkrankungen, die vor allem in anderen Ländern, wie beispielsweise in den Tropen, vorkommen, auftreten kann, ist es auch wichtig zu wissen, wenn Betroffene vor kurzem eine Auslandsreise unternommen haben. Nach dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Bauch abtasten und mit einem Stethoskop abhören wird. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, wenn der Arzt den Mastdarm (Rektum) des Betroffenen vom After aus mit einem Finger auf Veränderungen austastet (rektale Untersuchung).
Außerdem werden meist weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache eines Durchfalls zu bestimmen. Zu diesen zählen beispielsweise:
- Blutuntersuchung
Im Rahmen einer Blutuntersuchung können unter anderem die so genannten Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) und die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) bestimmt werden. Sind diese erhöht, liegt wahrscheinlich eine Entzündung im Körper vor. Zum Ausschluss oder Nachweis anderer Erkrankungen werden außerdem meist auch die Leber- (z. B. GPT, GOT), die Nieren- (z.B. Harnstoff, Kreatinin, Kreatinin-Clearance), Schilddrüsen- (z. B. TSH), die Bauchspeicheldrüsen- (z. B. Amylase, Trypsin) und Blutzuckerwerte bestimmt. Gleichzeitig können die Elektrolytkonzentrationen von beispielsweise Natrium und Kalium im Blut gemessen werden.
- Stuhluntersuchung
Sind im Stuhl bestimmte Entzündungsmarker, wie beispielsweise Calprotectin A oder Lactoferrin, in erhöhten Konzentrationen vorhanden, können auch diese einen Hinweis auf eine entzündliche Ursache des Durchfalls geben. Wenn eine bakterielle Infektion Auslöser des Durchfalls ist, kann eine Stuhlprobe genommen werden, um eine Erregerkultur anzulegen. In dieser Kultur kann anschließend der Erreger im Labor identifiziert werden
- Ultraschalluntersuchung
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums kann der Arzt den Darm und die inneren Organe auf Auffälligkeiten wie Verengungen (Stenosen), Abszesse, Fisteln, Gewebeneubildungen oder Entzündungen hin untersuchen. Bei Frauen sollten dabei auch die Fortpflanzungsorgane auf Veränderungen kontrolliert werden.
- Darmspiegelung
Um Veränderungen der Darmwand festzustellen, kann der Arzt eine Darmspiegelung des Dickdarms und nach Möglichkeit auch des letzten Endes des Dünndarm (Ileo-Koloskopie) durchführen. Bei einer Darmspiegelung wird ein flexibler, dünner Schlauch über den After in den Mastdarm eingeführt, zunächst durch den Dickdarm vorgeschoben und anschließend wieder vorsichtig zurückgezogen. Am Ende des Schlauches befindet sich eine kleine Kamera mit einer Lichtquelle. Diese Kamera überträgt Bilder aus dem Inneren des Darms auf einen Monitor. Auf diesem kann der Arzt dann die gesamte Darmwand auf Auffälligkeiten untersuchen. Gleichzeitig kann er mithilfe kleiner Zangen aus auffälligen Abschnitten des Darm Gewebeproben (Biopsien) entnehmen und diese anschließend im Labor durch einen Pathologen untersuchen lassen.
- Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeit
Mit verschiedenen Tests können mögliche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten als Ursache für die Beschwerden ausgeschlossen beziehungsweise bestätigt werden. Zu diesen gehört beispielsweise der so genannte Laktose-Belastungstest, um eine möglicherweise vorhandene Laktoseintoleranz nachzuweisen, oder einen Test auf Antikörper im Blut zum Nachweis einer Zöliakie, das heißt einer Glutenunverträglichkeit.
- Defäkographie
Bei der Defäkographie wird der Enddarm mit einem Kontrastmittel gefüllt. Wie dieses den Darm über den After wieder verlässt, wird in einem Röntgenbild oder in einer Magnetresonanztomographie (MRT) verfolgt. Auf diese Weise kann der Arzt Veränderungen der Darmwand und des Beckenbodens erkennen und eine Fehlfunktion des Schließmuskels feststellen.
Die Therapie des Durchfalls kann symptomatisch, das heißt die Beschwerden lindernd, erfolgen. Eine sehr wichtige Säule der Behandlung ist die ausreichende, erhöhte Aufnahme von Flüssigkeit, um den durch den Durchfall verursachten Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Diese sollte bevorzugt in Form von Wasser, Tees oder Suppen aufgenommen werden. Da es aufgrund von Durchfall auch zu einem erhöhten Verlust an Elektrolyten kommt, kann eine künstliche Zufuhr, in schwerwiegenden Fällen sogar über eine Infusion in die Vene, dieser notwendig werden. Solange der Durchfall anhält, sollte außerdem eine intensive sportliche Aktivität vermieden werden.
Auch mit einer Umstellung der Ernährung kann in vielen Fällen der Durchfall gelindert werden. Betroffene sollten vermehrt stopfende Lebensmittel wie beispielsweise Reis, Zwieback oder Bananen zu sich nehmen. Auf Kaffee, Säfte, Limonaden, Alkohol oder fettige Speisen sollte nach Möglichkeit verzichtet werden.
Bei einem starken, länger anhaltenden Durchfall können so genannte Antidiarrhoika gegeben werden. Zu diesen zählen unterschiedliche Wirkstoffklassen, wie beispielsweise Quellstoffe oder Adsorbentien (z. B. Medizinalkohle), welche überschüssige Flüssigkeit im Darm aufnehmen können. Außerdem zählen zu den Antidiarrhoika Medikamente, welche die Bewegungen des Darms einschränken, die so genannten Motilitätshemmer, wie beispielsweise die Wirkstoffe Loperamid oder Diphenoxylat. Sollte es gleichzeitig zu Erbrechen kommen, können Antiemetika gegeben werden.
Eine weit verbreitete Idee ist es, den Durchfall mit Kohletabletten zu stoppen.
Hilfreich kann in manchen Fällen auch die Aufnahme so genannter Probiotika, die beispielsweise Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus) enthalten, sein. Diese, zum Beispiel in Form von Joghurt erhältlichen Lebensmittel, können in der Lage, die Krankheitsdauer meist etwas zu verkürzen. Ob die Einnahme am Ende aber einen Effekt hat, hängt zum einen vom Bakterienstamm und zum anderen von der Menge ab. Ein Probiotikum sollte mindestens 100 Millionen bis eine Milliarde lebende Bakterien enthalten, um sich gegenüber den normal im Darm vorhandenen Bakterien behaupten zu können. Die Studienlage zu dieser Thematik ist nicht eindeutig. Bei anhaltenden Durchfällen sollte daher in jedem Fall ein Arzt aufgesucht und die Ursache gefunden werden.
Bei Durchfall kann es helfen, vermehrt Lactobazillen, die sich in bestimmten Joghurtarten finden, einzunehmen.
Wenn die Ursache des Durchfalls eine bakterielle Infektion ist, ist der Einsatz einer bakterienabtötenden Therapie mit Antibiotika sinnvoll. Gleichzeitig sollte das Umfeld des Betroffenen auf verstärkte Hygienemaßnahmen, wie eine regelmäßige Desinfektion der Hände, achten, um sich nicht ebenfalls mit den – meist sehr ansteckenden Erregern – zu infizieren. Bei einer gemeinsamen Nutzung einer Toilette sollte diese nach Möglichkeit nach jedem Toilettengang des Erkrankten desinfiziert werden. Außerdem sollten Betroffene, solange sie ansteckend sind, keine Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Altenheime aufsuchen.
Sollte der Durchfall eine andere Grunderkrankung als Ursache haben, steht die gezielte Therapie dieser Krankheit grundsätzlich im Vordergrund. Hormonelle Erkrankungen wie die Schilddrüsenüberfunktion können beispielsweise unter anderem medikamentös behandelt werden. Bei einer bösartigen Erkrankung des Darms, wie beispielsweise einem Darmkrebs, kann eine Operation beziehungsweise eine Chemo- oder Strahlentherapie notwendig sein. Bei Durchfall aufgrund der Einnahme von Medikamenten sollte darüber nachgedacht werden, diese Medikamente gegen andere Wirkstoffe auszutauschen beziehungsweise einen Abbruch der Therapie zu erwägen, wenn es eine Alternativtherapie gibt.
Bei einer Stuhlinkontinenz aufgrund von Durchfall (einer Diarrhoe) können Inkontinenz-Hilfsmittel wie zum Beispiel Vorlagen bzw. Windeln oder Pants vorübergehend helfen und den Alltag erleichtern. Eine dauerhafte Anwendung ist jedoch in den seltensten Fällen erforderlich. Weitere Informationen zur bestehenden Auswahl an Inkontinenzprodukten, deren Einsatzmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteilen finden Sie unter „Produkte verstehen“.
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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin
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Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: www.dgvs.de