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Reflexinkontinenz

Birgit Koch-Stamm

Birgit Koch-Stamm
Kontinenz-Expertin
Examinierte Krankenschwester
Fachkraft für Kontinenzförderung, Pflegedienstleitung, Case-Managerin
Wundexpertin ICW

Was ist Reflexinkontinenz?

Reflexinkontinenz ist eine Form der neurogenen Blase, die auf einer Überaktivität des Schließmuskels der Blase, dem Detrusor, beruht.

Der Urinabgang ist gestört durch Schädigung oder Erkrankung der Strukturen, die die Nervenimpulse aus Gehirn oder Rückenmark auf die Blase übertragen. Die Kontrolle über die willkürliche Blasenentleerung geht somit verloren. Willentlich lässt sich die Miktion weder einleiten noch unterbrechen.

Unterschieden wird zwischen spinaler und supraspinaler Reflexinkontinenz. Die Folgen sind je nach Ort der Schädigung der Nerven unterschiedlich. Bei der spinalen Form, die die Folge einer Verletzung oder neurologischen Erkrankung des Rückenmarks ist, sind die Nervenverbindungen vom Rückenmark zum Gehirn unterbrochen. Die Blase kann nicht mehr willentlich geleert werden. Bei der supraspinalen Form sind Störungen der Hirnleistungen der Grund für einen Verlust der willentlichen Blasenkontrolle.

Bei Patienten mit komplettem Querschnitt unterscheidet man in Abhängigkeit vom Ort des Defektes des Rückenmarks zwischen spastischer Blasehyperaktiver Blase und schlaffer areflexiver Blase. Bei der spastischen Blase ist der äußere Schließmuskel trotz Entleerungsreflex angespannt, die Blase ist angespannt und der Druck steigt nach oben. Und damit kann es mittelfristig durch einen vesikorenalen Reflux (unphysiologischer Rückfluss von Harn aus der Blase über die Harnleiter in die Nierenbecken) zu einer Gefährdung der Nierenfunktion kommen. Bei der schlaffen Blase kommt es zu keinen Kontraktionen. Der Urin steht in der Blase und das Risiko für Infektionen steigt. 

Wie sehen die Symptome aus?

Die Symptome der Reflexinkontinenz äußern sich durch plötzliche, unwillkürliche Blasenentleerungen in wechselnden Intervallen und unterschiedlichen Mengen, ohne dass zuvor ein Harndrang verspürt wird. Dies wird auch als "unbewusste Inkontinenz" bezeichnet. Die Überaktivität des Schließmuskels kann jedoch auch dazu führen, dass der Urin in die Nieren zurückfließt (vesikorenaler Reflux), was langfristig die Nieren schädigen kann.

Einige häufige Symptome der Reflexinkontinenz sind:

  1. Unfreiwilliger Harnverlust: Bei Patienten mit Reflexinkontinenz kann es zu unkontrollierbarem Harnverlust kommen, der ohne Vorwarnung auftritt. Dies geschieht aufgrund eines überaktiven Blasenreflexes, bei dem die Blase sich unkontrolliert zusammenzieht und Urin freisetzt.
  2. Häufiger Harndrang: Betroffene können einen starken und häufigen Harndrang verspüren, bei dem sie den Drang haben, die Blase sofort zu entleeren. Dieser Drang kann so intensiv sein, dass es schwierig wird, den Urin zurückzuhalten.
  3. Überlaufinkontinenz: Bei Reflexinkontinenz kann es zu einer Überlaufinkontinenz kommen. Dabei wird die Blase nicht vollständig entleert, und es bleibt Restharn in der Blase zurück. Dies kann zu ständigem Tropfen oder unkontrolliertem Urinabgang führen.
  4. Unregelmäßiges Entleerungsmuster: Personen mit Reflexinkontinenz haben oft ein unregelmäßiges Entleerungsmuster der Blase. Dies kann bedeuten, dass sie häufig kleine Mengen Urin abgeben oder dass es zu unkontrollierten, plötzlichen Entleerungen kommt.
  5. Miktionsprobleme: Einige Patienten mit Reflexinkontinenz können Schwierigkeiten haben, den Harnfluss zu initiieren oder aufrechtzuerhalten. Dies kann zu einer verminderten Harnstrahlstärke oder zu Unterbrechungen beim Wasserlassen führen.

Was sind die Ursachen?

Reflexinkontinenz tritt auf, wenn der normale Blasenentleerungsmechanismus gestört ist und die zerebrale Kontrolle über den Harnfluss verloren geht. Die Ursachen für Reflexinkontinenz können vielfältig sein und hängen oft mit Störungen des Nervensystems und der Blasenfunktion zusammen. Mögliche Ursachen einer Reflexinkontinenz sind u.a.:

  1. Rückenmarksverletzungen: Eine der häufigsten Ursachen für Reflexinkontinenz sind Verletzungen oder Schädigungen des Rückenmarks, beispielsweise bei einem schweren Bandscheibenprolaps oder einer Querschnittslähmung. Wenn das Rückenmark betroffen ist, können die normalen Signale zwischen der Blase und dem Gehirn gestört sein, was zu einem überaktiven Blasenreflex führen kann. Bei einem inkompletten Querschnitt kann die Sensibilität allerdings erhalten bleiben.
  2. Multiple Sklerose (MS): Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem das Nervengewebe angreift. Wenn die Nerven, die für die Blasenfunktion verantwortlich sind, geschädigt werden, kann Reflexinkontinenz auftreten.
  3. Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann das Nervensystem beeinträchtigen und zu Reflexinkontinenz führen. Die genauen Auswirkungen hängen von der Lokalisation des Schlaganfalls im Gehirn ab.
  4. Hirnleistungsstörungen wie Demenz, Alzheimer oder Parkinson: Hierbei tritt eine fortschreitende Schädigung bestimmter Nervenzellen im Gehirn auf. Dies kann auch die Nerven beeinflussen, die für die Kontrolle der Blasenfunktion zuständig sind und zu Reflexinkontinenz führen.
  5. Rückenmarksinfektionen oder Tumore: Infektionen oder Tumore im Bereich des Rückenmarks können die Nervenfunktion beeinträchtigen und zu Reflexinkontinenz führen.
  6. Angeborene Fehlbildungen: Bei einigen Menschen können angeborene Fehlbildungen im Bereich des Rückenmarks oder der Blase zu einer gestörten Blasenfunktion führen und Reflexinkontinenz verursachen, z.B. bei Spina bifida und Meningomyelozele.

Wie erfolgt die Diagnose?

Bei Verdacht auf eine neurogene Störung der Blasenfunktion ist eine Diagnostik in einem urologischen Zentrum mit dem Schwerpunkt „Neuro-Urologie“ zu empfehlen. Die Basisdiagnostik ermittelt das Ausmaß und die Form der Harninkontinenz. Eine gezielte Anamnese, die körperliche Untersuchung, die Urinuntersuchung und die Auswertung eines Miktionsprotokolls sind die ersten Schritte auf dem Weg zur richtigen Diagnose:

  • Im Rahmen der Anamnese ist es wichtig, nach Vorerkrankungen neurologischer, gynäkologischer oder urologischer Art sowie Voroperationen zu fragen. Auch Informationen zu Medikamenteneinnahme, Sexualanamnese, Stuhlfunktion, Schwangerschaften und Geburten sind relevant.
  • Bei der körperlichen Befunderhebung spielt die Untersuchung des Bauchraums eine entscheidende Rolle, daneben auch die vaginale und rektale Untersuchung. Die Blase und die umgebenden Organe werden abgetastet. Bei Frauen ist zusätzlich eine Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur und eine Spekulumeinstellung, bei Männern eine Abtastung der Prostata nötig.
  • Die Urinuntersuchung dient der Überprüfung auf verschiedene Stoffe wie rote und weiße Blutkörperchen, Eiweiß, Säuregrad und Zucker. Diese Untersuchung kann Hinweise auf mögliche Grunderkrankungen liefern.
  • In einem Miktionsprotokoll wird über mehrere Tage die Aufnahme von Flüssigkeit und das Ausscheidungsverhalten protokolliert. So kann der Arzt einen Überblick gewinnen und eventuell Hinweise auf Muster bzw. Zusammenhänge bekommen. 

Neurologische Untersuchungen

Bei Verdacht auf eine Reflexinkontinenz sind zusätzliche neurologisch orientierte Untersuchungen wichtig. Dazu gehören:

  • eine Sensibilitätsprüfung,
  • eine Muskelkraftprüfung und
  • verschiedene Reflextests: Test des Bizepssehnenreflex, Achillessehnenreflex, Patellasehnenreflex, der Babinski-Zeichen, des Analreflex, Bulbocavernosusreflex, Kremasterreflex und des Sphinktertonus.

Weitergehende Untersuchungen

Die weitergehende Diagnostik erfolgt mittels apparativer Verfahren. Dazu gehören die Bildgebung des Harntraktes mittels Ultraschall und Röntgen, eine Prüfung der Harnblasenfunktion mittels Urodynamik und die Darstellung der Harnblase durch eine Blasenspiegelung. Diese Untersuchungen werden von Fall zu Fall individuell vorgenommen. 

  • Restharnbestimmung: Eine wichtige Untersuchung ist die Restharnbestimmung, das heißt die Messung der am Ende des Wasserlassens noch in der Blase verbleibenden Urinmenge. Die Restharnmenge kann mittels eines Einmalkatheters oder per Sonografie der Blase bestimmt werden. Eine genaue Kontrolle des Restharns ist wichtig, denn Restharn kann Blaseninfektionen und Blasensteine herbeiführen sowie bei einer Rückstauung auch eine Schädigung der Nierenfunktion (im schlimmsten Fall sogar Nierenversagen) verursachen.
  • Urodynamik: Die Urodynamik umfasst verschiedene Tests zur Beurteilung der Funktion von Blase und Harnröhre, darunter Harnflussmessung, Druckmessung der Blase und Druckprofil der Harnröhre. Diese Untersuchungen sind unerlässlich, um neurogene Blasenfunktionsstörungen genau zu diagnostizieren und spezifische Behandlungen zu planen. Die urodynamische Untersuchung beinhaltet das Einführen von Messkathetern in die Blase und den Enddarm, das Füllen der Blase mit Kochsalzlösung und die Messung von Druck in der Blase, Schließmuskelaktivität, intrabdominellen Druck und Beckenbodenaktivität. Die Video-Urodynamik kombiniert Druckmessungen mit Röntgenbildern der Harnblase und des Harntrakts, um die Arbeit des Beckenbodens und der Harnblase besser zu beurteilen.
  • Bildgebung: Die Bildgebung der Nieren, Blase, Harnröhre und des Beckenbodens kann mittels Röntgen, Ultraschall oder MRT erfolgen. Die Sonografie ist das bevorzugte Verfahren, da es einfach, nicht belastend und aussagekräftig ist. Sie ermöglicht die Darstellung von verschiedenen Organen und Geweben. Bei Verdacht auf neurogene Blase oder Reflexinkontinenz ist die Sonografie wichtig zur Beurteilung der Blasenwanddicke, der Niere und zur Bestimmung des Restharns. Röntgenverfahren wie die Zystografie, Miktionszysturethrografie, Infusions-Ablaufurogramm oder retrograde Urethrogramm sind nicht bei jedem Patienten erforderlich, sondern werden je nach individuellem Fall eingesetzt. Kernspin (MRT)-Untersuchungen können bei Patienten mit neurogener Blase durchgeführt werden, um die Wirbelsäule und das Rückenmark genau zu beurteilen.
  • Blasenspiegelung: Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) dient bei einer neurogenen Blase vor allem dem Ausschluss von Tumoren, Blasensteinen oder Entzündungen oder chronischen Schleimhautveränderungen.

Wie wird Reflexinkontinenz behandelt?

Die Therapie der Reflexinkontinenz erfordert die Fachkompetenz neurourologischer Zentren aufgrund der individuellen und komplexen Störungen des Harntraktes, die mit neurologischen Grunderkrankungen einhergehen können. Das Hauptziel der Therapie, insbesondere bei der spastischen Blase, besteht darin, die Nieren zu schützen und ihre Funktion aufrechtzuerhalten. Daher geht es bei der Inkontinenztherapie primär darum, eine vollständige Blasenentleerung zu erzielen und die Drücke im Harntrakt niedrig zu halten. Eine regelmäßige Entleerung der Blase alle vier Stunden mittels Einmalkatheter ist eine gängige Methode. In einigen Fällen kann auch die Verwendung eines Dauerkatheters erforderlich sein. Eine alternative Methode ist das Training der kutanen Reflexmiktion durch Klopfen auf die Blase, um einen Miktionsreflex auszulösen. Unterstützend kann eine Elektrostimulation eingesetzt werden.

Medikamentöse Therapie

Eine medikamentöse Therapie mit Tabletten, Pflastern oder Lösungen kommt vor allem bei spastischer Blase oder hyperaktiver Blase in Betracht. Ziel ist es, die Hochdruckblase in eine Niedrigdruckblase zu überführen. Eingesetzt werden dazu vor allem Anticholinergika wie Oxybutynin, Propiverin, Trospiumclorid, Tolterodin, Darifenacin, Solifenacin oder Fesoterodin sowie Alpha-Blocker wie Phenoxybenzamin oder Tamsulosin. Auch Spasmolytika wie Dantrolen können eine Option sein. Bei einer schlaffen Blase steht die Nutzung von Einmalkathetern, die als Selbst- und Fremdkatheterismus durchgeführt werden kann, im Vordergrund. Zusätzlich ist hier eine Harnwegsinfektions-Prophylaxe wichtig. Beim überwiegenden Teil der Patienten führen diese Methoden zum Erfolg.

Interventionelle und operative Verfahren

Wenn jedoch konservative Methoden nicht ausreichend wirksam sind, kommen interventionelle und operative Verfahren in Betracht. Eine Instillation von flüssigem Anticholinergikum oder Botulinumtoxin A in die Blase kann die unwillkürliche Kontraktion des Schließmuskels verhindern und ermöglicht die Speicherung von Urin in der Blase, ohne ihn in die Nieren zu drücken. Allerdings kann dies zu erhöhtem Restharn führen, sodass Patienten zusätzlich Einmalkatheter verwenden müssen. Eine weitere Option bei hyperaktiver Blase ist die operative Implantation eines Blasenschrittmachers, der elektrische Impulse an die Nerven sendet, die zum Beckenboden und Schließmuskel der Blase führen. Dadurch wird eine bessere Kontrolle der Blase angestrebt. Es gibt auch weitere operative Verfahren wie Blasenaugmentation oder sakrale Stimulation, die nach entsprechender Diagnostik und Beratung in spezialisierten Zentren angeboten werden.

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Inkontinenzprodukte

Neben Weiterentwicklungen bei Diagnose und Therapie hat es vor allem bei Inkontinenzprodukten enorme Fortschritte gegeben. Heutige moderne Inkontinenzprodukte sind in der Lage, den Betroffenen Sicherheit, Kontrolle und echte Lebensqualität zurückzugeben. Das große Angebot an verschiedenen Produkttypen und Varianten ist jedoch oft verwirrend. So gibt es z.B. nicht den einen Einmalkatheter, sondern verschiedenste Varianten, die sich in Beschichtung, Materialflexibilität, Katheterspitze, etc. unterscheiden. Wichtig ist, die Lösungen zu finden, die am besten auf die Reflexinkontinenz passen.

Birgit Koch-Stamm

Birgit Koch-Stamm
PROLIFE homecare GmbH, Kaufungen

Birgit Koch-Stamm ist examinierte Krankenschwester und Wundexpertin ICW. Neben ihrer Zusatzausbildung zur Pflegedienstleitung hat sie eine Weiterbildung zur Case-Managerin und Fachkraft für Kontinenzförderung absolviert. ​Seit 2021 arbeitet sie im Außendienst für PROLIFE, und insgesamt kann sie auf über 30 Jahre Berufserfahrung im Gesundheitswesen zurückblicken. Es bereitet ihr große Freude, Betroffenen, vor allem im Bereich Kontinenzförderung, ein Stück Lebensqualität wiederzugeben.


Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Reflexinkontinenz gibt es bei der International Continence Society: www.ics.org

Häufige Fragen und Antworten

Fragen - Antworten

Ist Reflexinkontinenz heilbar?

Reflexinkontinenz ist in den meisten Fällen nicht vollständig heilbar, da sie in der Regel durch neurologische Grunderkrankungen verursacht wird. Die Behandlung zielt jedoch darauf ab, die Symptome zu lindern, die Blasenfunktion zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden. Mit geeigneten Therapien und Maßnahmen kann eine gute Kontrolle der Blasenentleerung erreicht und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Reflexinkontinenz?

Konservative Maßnahmen umfassen die regelmäßige Blasenentleerung mittels Einmalkatheter oder die Verwendung eines Dauerkatheters, um den Harnabfluss zu gewährleisten. Medikamentöse Therapien mit Anticholinergika oder Alpha-Blockern können zur Verbesserung der Blasenfunktion eingesetzt werden. In einigen Fällen können auch interventionelle Verfahren wie die Instillation von Medikamenten in die Blase oder operative Eingriffe wie die Implantation eines Blasenschrittmachers erwogen werden, um die Symptome zu reduzieren und die Kontrolle über die Blasenfunktion zu verbessern.

Kann man mit Reflexinkontinenz ein normales Leben führen?

Ja, viele Menschen mit Reflexinkontinenz können mit geeigneter Behandlung und angepassten Lebensstilmaßnahmen ein normales Leben führen. Es ist wichtig, sich von einem Facharzt beraten zu lassen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten und den Alltag besser bewältigen zu können.

Kann Reflexinkontinenz bei Kindern auftreten?

Reflexinkontinenz kann auch bei Kindern auftreten. Sie kann sowohl angeboren sein als auch durch neurologische Erkrankungen oder Verletzungen verursacht werden. Die Behandlung von Reflexinkontinenz bei Kindern zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Blasenfunktion zu verbessern und eine normale Entwicklung und Teilnahme am Alltag zu ermöglichen. Eine frühzeitige Diagnose und eine multidisziplinäre Betreuung durch Fachärzte, Kinderurologen und gegebenenfalls Physiotherapeuten sind wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Behandlung.

Ist Reflexinkontinenz eine normale Alterserscheinung?

Reflexinkontinenz ist nicht als normale Alterserscheinung anzusehen, obwohl das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Sie tritt eher als Folge von neurologischen Störungen oder Verletzungen auf. Es ist wichtig, zwischen altersbedingter Blasenschwäche und Reflexinkontinenz zu unterscheiden, da die Behandlungsansätze unterschiedlich sein können.

Wie kann Reflexinkontinenz durch Lebensstiländerungen verbessert werden?

Obwohl Änderungen des Lebensstils allein keine vollständige Heilung der Reflexinkontinenz bewirken können, können sie dazu beitragen, die Symptome zu verbessern und die Blasenfunktion zu unterstützen. Dazu gehören regelmäßiges Wasserlassen nach einem festen Zeitplan, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zur Vermeidung von Harnkonzentration und Reizung der Blase, Vermeidung von blasenreizenden Substanzen wie Alkohol und Koffein, sowie das Erhalten eines gesunden Körpergewichts und die Stärkung des Beckenbodens durch gezielte Übungen.

Welche Komplikationen können bei unbehandelter Reflexinkontinenz auftreten?

Bei unbehandelter Reflexinkontinenz können verschiedene Komplikationen auftreten. Dazu gehören Harnwegsinfektionen, da der unvollständige Harnabfluss zu einer Stagnation des Urins führen kann. Blasensteine können sich bilden, da sich Urin in der Blase ansammelt und Kristalle bildet. Zudem besteht das Risiko einer Schädigung der Nierenfunktion, insbesondere bei chronischem Rückstau von Urin, was zu Nierensteinen oder sogar Nierenversagen führen kann.

Welche Hilfsmittel eignen sich besonders bei Reflexinkontinenz?

Einmalkatheter werden häufig verwendet, um die Blase regelmäßig zu entleeren und den Harnabfluss zu gewährleisten. Dauerkatheter können in einigen Fällen erforderlich sein. Darüber hinaus können Inkontinenzprodukte wie Einlagen, Vorlagen oder Inkontinenzhosen verwendet werden, um das Austreten von Urin aufzufangen und die Hygiene zu gewährleisten.

Welche psychischen Auswirkungen kann Reflexinkontinenz haben und was kann man dagegen tun?

Die wiederholte Erfahrung des unkontrollierten Harnablasses kann zu Schamgefühlen, einem Verlust der Kontrolle und sozialer Isolation führen. Es ist wichtig, dass die betroffene Person emotionale Support erhält, sei es durch professionelle Therapie, Unterstützungsgruppen oder den Austausch mit anderen Betroffenen. Eine ganzheitliche Behandlung kann auch die Kombination von medizinischen Interventionen, wie z.B. Blasentraining und Katheterisierung, mit psychosozialer Unterstützung umfassen, um die psychischen Auswirkungen anzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.

Gibt es Möglichkeiten zur Vorbeugung von Reflexinkontinenz?

Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung von Reflexinkontinenz, da sie in der Regel auf Schädigungen des Rückenmarks oder der Nervenbahnen zurückzuführen ist. Dennoch kann eine gesunde Lebensweise zur allgemeinen Gesundheit des Urogenitalsystems beitragen, wie z.B. regelmäßige körperliche Aktivität, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung. Die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum kann ebenfalls unterstützend sein.