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Schließmuskelschwäche

Was ist Schließmuskelschwäche?

Der menschliche Körper besitzt zahlreiche Schließmuskeln, die stets die Aufgabe haben, ein Hohlorgan zu verschließen. Sie befinden sich beispielsweise am Übergang Magen zum Dünndarm (Pförtner) oder am Ausgang der Harnröhre. Auch der Mastdarm (Rektum) wird an seinem unteren Ende von einem Schließmuskel am After verschlossen, um einen unbeabsichtigten Abgang von Stuhl aus dem Darm zu verhindern. Bei einer Schwäche dieses Schließmuskels kommt es zu einer so genannten Stuhlinkontinenz, bei der Darminhalt unkontrolliert abgehen kann. Dabei kann es sich um geformten oder flüssigen Stuhl handeln. Es kann aber auch Luft oder Schleim aus dem Darm abgehen. 

Je nachdem, wie stark die Schwäche des Schließmuskels ausgeprägt ist, kann die entstehende Stuhlinkontinenz in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden. Bei einer Stuhlinkontinenz vom Grad 1 kommt es zu einem unkontrollierten Abgang von Luft und es kann eine leichte Verschmutzung der Unterwäsche mit Stuhl auftreten. Geht auch dünnflüssiger Stuhl unkontrolliert ab, sprechen Mediziner von einer Stuhlinkontinenz vom Grad 2. Der schwerste Grad ist der Grad 3, bei dem Betroffene vollkommen die Kontrolle über den Abgang von Stuhl und Luft aus dem Darm verloren haben. 

Nach Schätzungen leiden in Deutschland etwa fünf Prozent der Bevölkerung unter einer unterschiedlich stark ausgeprägten Stuhlinkontinenz, viele aufgrund einer Schließmuskelschwäche. Frauen sind etwa vier bis fünf Mal häufiger davon betroffen als Männer. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt außerdem mit zunehmendem Alter zu.

Anatomie des Kontinenzorgans

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Aufbau des letzten Darmabschnitts

Der Mastdarm (Rektum), auch Enddarm genannt, mündet als letzter Abschnitt des Verdauungstrakts in den After. In ihm wird der Stuhl gesammelt, bevor er schließlich ausgeschieden wird. Um den Stuhl aufzunehmen, besteht der Mastdarm deshalb aus einem dehnbaren Gewebe. Vor dem After befindet sich der ringförmige Schließmuskel, der in die muskulären und bindegewebigen Strukturen des Beckenbodens eingelassen ist. Er besteht aus dem inneren Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani internus) und dem äußeren Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani externus). Beide Anteile unterscheiden sich in ihrem Aufbau. Während der innere Schließmuskel aus so genannter glatter Muskulatur besteht, die nicht willentlich steuerbar ist, kann der äußere Anteil, der aus quergestreifter Muskulatur aufgebaut ist, bewusst angespannt und wieder entspannt werden. Die gesamte Funktionseinheit aus Enddarm, Schließmuskel und den in der Darmwand befindlichen Nerven bildet das so genannte Kontinenzorgan, das für die kontrollierte Ausscheidung von Stuhl verantwortlich ist.

Schließmuskelschwäche und Stuhlinkontinenz

Eine Stuhlinkontinenz aufgrund einer Schließmuskelschwäche ist die Folge einer Funktionsstörung der Schließmuskeln im Bereich des Afters. Diese Schwäche beginnt meist schleichend und wird anfänglich nicht immer bemerkt. Bei geformtem Stuhl entstehen keine Probleme, wohl aber bei Durchfall. Hier kann der defekte Schließmuskel den Darm nicht ausreichend abdichten. Das Resultat sind sogenannte Stuhlunfälle. Es kommt zu lokalem Juckreiz, es wird eingekotet, die Unterwäsche wird verunreinigt, vermehrte Blähungen können auftreten.

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Was sind die Ursachen von Schließmuskelschwäche?

Eine Schließmuskelschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Ein sehr häufiger Auslöser, vor allem bei Frauen, ist eine Schädigung des Schließmuskels selbst. Bereits von Natur aus ist er beim weiblichen Geschlecht schwächer ausgeprägt als bei Männern. Umso schwerer wiegen die Kräfte, die bei einer natürlichen Geburt auf den Beckenboden wirken. Kommt es beim Durchtritt des kindlichen Kopfes zu einem Dammriss, das heißt zu einem Riss des Gewebes zwischen After und Scheidenöffnung, kann auch der Schließmuskel anreißen oder reißen. Sichtbare Verletzungen der Haut werden bei einer Geburt zwar sofort behandelt und vernäht, allerdings kann es auch in tieferen Schichten des Gewebe zu Verletzungen kommen, die erst nach einiger Zeit oder sogar nach Jahren zu einer Schließmuskelschwäche führen kann.

Eine weitere Ursache einer Schädigung des Schließmuskels ist ein so genannter Vorfall des Mastdarms (Rektumprolaps) oder des Analkanals (Analprolaps). Bei dieser Erkrankung fällt ein Teil des Darms aus dem inneren durch den After nach außen. Je nachdem, wie ausgeprägt der Prolaps ist, das heißt wie viel Gewebe nach außen fällt, kann der Schließmuskel lang anhaltend gedehnt werden, sodass seine Verschlusskraft mit der Zeit nachlässt und es zu einer Schließmuskelschwäche kommt.

Bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen sind häufige Symptome ein sehr dünnflüssiger Stuhl und eine hohe Häufigkeit der Stuhlgänge. Beispiele für Erkrankungen dieser Art sind Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Mit der Zeit kann der ständige Durchfall den Schließmuskel überfordern, sodass es zu einer Schließmuskelschwäche kommen kann. Außerdem können sich – vor allem bei Morbus Crohn – Fisteln im Mastdarm bilden, die den Schließmuskel zusätzlich schädigen und damit schwächen können.

Eine weitere Ursache für eine Einschränkung der Funktion des Schließmuskels kann eine Schädigung der versorgenden Nerven sein, die beispielsweise durch einen Schlaganfall, eine Demenz, Bandscheibenvorfälle oder Multiple Sklerose verursacht wurde.

Wie erfolgt die Diagnose?

Bei der Diagnose der Schließmuskelschwäche ist der erste Schritt immer ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird Fragen nach den auftretenden Symptomen stellen, wie oft diese auftreten und wie lange sie anhalten. Auch Informationen zu anderen, bereits bekannten Erkrankungen sind wichtig. Bei Frauen wird er sich nach vorausgegangenen natürlichen Geburten erkundigen.

Nach dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem den Enddarm vom After aus mit einem Finger austasten wird (rektale Palpation). Bei dieser Untersuchung kann er nicht nur die Kraft des Schließmuskels beurteilen, sondern auch der Beckenboden kontrolliert und mögliche Aussackungen des Enddarms festgestellt werden.

Außerdem werden meist weitere Untersuchungen durchgeführt, um andere Ursache einer Stuhlinkontinenz zu bestimmen oder eine Schließmuskelschwäche zu bestätigen. Zu diesen zählen beispielsweise:

  • Druckmessung
    Um den Druck des Schließmuskels zu messen (Rekummanometrie), wird ein Untersuchungsgerät mit einem Messfühler über den After in das letzte Stück des Enddarms (Rektum) eingeführt. Anschließend wird dieser langsam und vorsichtig wieder herausgezogen und dabei die unterschiedlichen Druckverhältnisse im Bereich des Schließmuskels bestimmt. Auf diese Weise kann der Arzt mögliche Schäden des inneren oder äußeren Schließmuskels feststellen.
  • Darmspiegelung
    Mithilfe einer Spiegelung (Endoskopie) des Enddarms (Rektoskopie) und des Dickdarms (Koloskopie) kann der Arzt Auffälligkeiten wie Entzündungen, Aussackungen oder andere Veränderungen der Darmwand erkennen. Die Endoskopie wird mithilfe eines dünnen Schlauchs durchgeführt, der – meist unter einer kurzen Narkose – über den After in den Darm eingeführt wird. An seinem Ende befindet sich eine kleine Kamera und eine Lichtquelle, die Bilder des Inneren des Darms auf einen Monitor überträgt. Mithilfe einer kleinen Zange können gleichzeitig Gewebeproben (Biopsie) aus auffälligen Stellen entnommen und anschließend im Labor histologisch untersucht werden.
  • Ultraschalluntersuchung
    Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann der Arzt mögliche Schädigungen des Schließmuskels oder Veränderungen des Enddarms auf einem Monitor darstellen.
  • Defäkographie
    Bei der Defäkographie wird der Enddarm mit einem Kontrastmittel gefüllt. Wie dieses den Darm über den After wieder verlässt, wird in einem Röntgenbild verfolgt. Auf diese Weise kann der Arzt Veränderungen der Darmwand und des Beckenbodens erkennen.
  • Magnetresonanztomographie
    Mögliche Schädigung des Schließmuskel, des Mastdarms oder des Beckenbodens können auch mithilfe der so genannten Magnetresonanztomographie (MRT) dargestellt werden. Die Untersuchung ist auch unter dem Namen Kernspintomographie bekannt.

Wie wird Schließmuskelschwäche therapiert?

Die Therapie einer Schließmuskelschwäche des Afters richtet sich in erster Linie nach ihrer Ursache. Zwei Therapieverfahren können allerdings in jedem Fall zur Anwendung kommen und dienen gleichzeitig auch zur Vorbeugung einer Schwäche des Schließmuskels.

Mithilfe von Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, die so genannte Beckenbodengymnastik, kann der Schließmuskel des Afters trainiert und gestärkt werden. Diese Übungen kann man sich in speziellen Kursen bei Physiotherapeuten beibringen lassen und dann ohne Hilfsmittel problemlos zu Hause, am Arbeitsplatz oder sogar teilweise unbemerkt unterwegs, beispielsweise in der Bahn, durchführen. Eine Beispielübung zum Training des Schließmuskels beinhaltet zum Beispiel ein Anspannen des Schließmuskels und des Gesäßes, als ob ein heftiger Durchfall angehalten werden müsste. Die gleiche Übung kann auch während des Gehens durchgeführt werden.

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist das so genannte passive Training des Schließmuskels in Form einer Stimulationsbehandlung. Bei diesem Verfahren führt man eine kleine Sonde in den After ein, die schwache Stromreize aussendet und auf diese Weise den Schließmuskel und die Muskulatur des Beckenbodens stimuliert und kräftigt. Gleichzeitig kann die Stimulation auch mit aktiven Anspannungsübungen der Muskulatur kombiniert werden.

Ziel der Stuhlgangsregulierung ist es, einen geschmeidigen Stuhl zu produzieren, der ohne großen Druck ausgeschieden werden kann. Dies bedeutet, dass entweder ein zu fester Stuhl bei einer Verstopfung (Obstipation) verdünnt und ein zu flüssiger Stuhl bei einer Durchfallerkrankung verdickt werden muss. Eine Verdünnung des Stuhls kann unter anderem durch eine Erhöhung der Trinkmenge, eine Verfestigung kann durch die Aufnahme einer ballaststoffreichen Ernährung erreicht werden.

Sollten diese konservativen Therapieverfahren nicht helfen, weil der Schließmuskel dauerhaft geschädigt ist, kann er im Rahmen einer Operation wiederhergestellt werden. Dabei wird entweder ein Ringmuskel aus einem Oberschenkelmuskel konstruiert und mittels eines Schrittmachers gesteuert oder ein künstlicher Schließmuskel aus einem mit Flüssigkeit gefüllten bandförmigen Kissen eingesetzt, der über ein Ventil unter der Haut bedient werden kann.

Inkontinenz-Hilfsmittel bei Schließmuskelschwäche

Bei der Bewältigung von Inkontinenzproblemen aufgrund Schließmuskelschwäche können moderne Hilfsmittel eine wichtige Rolle spielen. Sie geben den Betroffenen oft Kontrolle, Sicherheit und Freiheit zurück und ermöglichen so deutlich mehr Lebensqualität.

Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmittelarten und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Oft wissen Betroffene gar nicht um diese Möglichkeiten.

Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können. Auf den Seiten zu "Produkte verstehen" finden Sie umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln, deren Anwendungsbereichen und Vor- und Nachteilen.

Carola Eilers

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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin

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