Wie wird Verstopfung therapiert?
Die Therapie einer Verstopfung richtet sich grundsätzlich nach ihrer Ursache. Sollten keine schwerwiegenden Auslöser bekannt sein, können zunächst als erste Schritte der Therapie einfache Veränderungen im Lebensstil ausprobiert werden. Wichtig ist vor allem, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von anderthalb bis zwei Litern zu achten. Nüchtern Wasser, Sauerkrautsaft, naturtrüber Apfelsaft können helfen. Außerdem sollte auf eine Ernährung geachtet werden, die reich an Ballaststoffen ist. Hier können eingeweichte Pflaumen, Präbiotika zum Aufbau der Darmflora, z. B. Inulin oder auch Probiotika (Bifidobakterien und Lactobacillus acidophilus) in Milchprodukten die Darmträgheit überwinden helfen. Sollten dadurch allerdings Blähungen oder Bauchkrämpfe auftreten, sollte der Anteil an Ballaststoffen wieder reduziert und stattdessen andere Therapieverfahren durchgeführt werden.
Eine ausreichende Ernährung mit Ballaststoffen wirkt sich in der Regel positiv auf die Verdauung aus.
Körperlich inaktive Menschen sollten versuchen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bekommen. Dabei muss es sich nicht um Leistungssport handeln. Bauchmassagen, Bauchmuskeltraining oder auch tägliche Spaziergänge können helfen.
Oft ist schon eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme Auslöser einer Verstopfung
Medikamentöse Therapie
Sollten die schon erwähnten konservativen Therapieverfahren nicht ausreichenden Erfolg zeigen, können sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Verstopfung Quellstoffe wie Flohsamen oder Leinsamen oder aber die so genannten Abführmittel (Laxantien) eingesetzt werden. Allerdings wegen der evtl. Nebenwirkungen (Wasser- und Elektrolytverlust) nur maximal 14 Tage. Bei den Laxanzien unterscheidet man osmotisch aktive von synthetischen. Zur ersten Gruppe gehören Macrogol, Lactulose, Lactose (Milchzucker), zur zweiten Gruppe gehören Bisacodyl sowie Natriumpicosulfat. Diese können in Form von Dragees, Tropfen oder auch als lösliches Pulver eingenommen werden. Bei Verstopfungen, die bereits sehr lange anhalten und nicht auf die anfängliche medikamentöse Therapie ansprechen, können so genannte Anthrachinone oder Zuckerstoffe (wie z. B. Lactulose, Sorbit) gegeben werden. Um den Darm einmalig zu leeren, können Zäpfchen oder Klistiere mit Bisacodyl eingeführt werden. Diese sollte allerdings nicht dauerhaft angewendet werden.
Grundsätzlich gilt: Laxanzien sollten nicht eingesetzt werden bei Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Ileus oder akutem Abdomen!
Ferner gibt es sog. pflanzliche Antiresorptiva (Hydragoga) wie Sennesblätter und -früchte, Aloe, Kreuzdorn. Aber auch hier gilt: Bei Überdosierung/Langzeitgebrauch Gefahr von Wasser- und Elektrolytverlusten sowie Darmträgheit-Abhängigkeitssituation.
Sollten die etablierten Abführmittel keine ausreichende Wirkung zeigen, können neuartige Medikamente zur Anwendung kommen. Empfohlen wird hier der Wirkstoff Prucaloprid, der in Deutschland zurzeit allerdings nur für Frauen zugelassen ist. Sollte auch dieses Medikament die Verstopfung nicht beseitigen können, kann ein Arzneimittel, das Linaclotid enthält, eingesetzt werden.
Sollte die Verstopfung aufgrund der Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln (Opiaten) entstanden sein, können so genannte periphere Opiatantagonisten (z. B. Methylaltrexon, Alvimopan, Naloxon) gegeben werden. Diese können die Verstopfung auflösen, ohne die schmerzlindernde Wirkung der Opiate aufzuheben.
Operative Therapie
Eine operative Therapiemethode, wenn alle anderen Verfahren erfolglos sind, ist die so genannte Sakralnervenstimulation (SNS). Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Schrittmacher eingebaut, der über eine Stimulierung der Sakralnerven die Funktion des Darms und damit die Darmentleerung steuern kann.
Weitere Therapieverfahren
Sollte die Verstopfung aufgrund eines fehlerhaften Anspannens des Schließmuskels entstehen, können Betroffene ein Biofeedbacktraining erhalten. Bei diesem wird eine Sonde in den Anus eingeführt, die auf einem speziellen Gerät den Anspannungszustands des Schließmuskels anzeigt. Über diese optische Rückkopplung kann dann die Koordination des Schließmuskels und die bewusste An- und vor allem Entspannung trainiert werden.
Unterstützend bei der Therapie einer Verstopfung können außerdem Nahrungsmittel mit so genannten Probiotika sein. Auch eine Bauchmassage kann die Beschwerden bei einer Verstopfung lindern.
Sollten anderen Grunderkrankungen Auslöser der Verstopfung sein, sollte der Fokus grundsätzlich darauf liegen, diese adäquat zu behandeln.
Bei Verstopfung bzw. Inkontinenzproblemen aufgrund von Verstopfung können moderne Hilfsmittel eine wichtige Rolle spielen. Sie geben den Betroffenen oft Kontrolle, Sicherheit und Freiheit zurück und ermöglichen so deutlich mehr Lebensqualität.
Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmittelarten und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Oft wissen Betroffene gar nicht um diese Möglichkeiten.
Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können. Auf den Seiten zu "Produkte verstehen" finden Sie umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln, deren Anwendungsbereichen und Vor- und Nachteilen.