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Verstopfung

Was ist Verstopfung?

Von einer Verstopfung, medizinisch Obstipation genannt, spricht man, wenn eine Entleerung des Darms in Form von Stuhlgang nur sehr unregelmäßig, unter Schwierigkeiten oder sogar gar nicht erfolgt. Dabei kann es sich bei dieser so genannten Darmentleerungsstörung um eine akute, nur kurz vorhandene Verstopfung oder um eine lang anhaltende, chronische Obstipation handeln.

Eine chronische Verstopfung wird durch verschiedene Kriterien definiert. Zum einen muss sie für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten anhalten, zum anderen müssen mindestens zwei der folgenden Symptome vorhanden sein:

  • Der Stuhl kann nur unter starkem Pressen ausgeschieden werden.
  • Der Stuhl ist klumpig oder hart.
  • Es muss ein subjektives Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung vorhanden sein.
  • Das Gefühl eines Verschlusses des Darms muss vorhanden sein.
  • Bei mehr als einem Viertel der Stuhlentleerungen muss von außen (z. B. mit dem Finger) nachgeholfen werden.
  • Es kommt zu weniger als drei Stuhlgängen pro Woche.

Begleitend kann es zu weiteren Beschwerden wie beispielsweise Bauchschmerzen bis hin zu Bauchkrämpfen, Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder einem Gewichtsverlust kommen. Die Lebensqualität Betroffener kann, vor allem wenn die Verstopfung sehr lange anhält oder immer wieder auftritt, sehr eingeschränkt sein.

Schätzungsweise 5 bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter einer chronischen Verstopfung. Damit zählt diese Erkrankung zu den häufigen Gesundheitsstörungen. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen als Männer. Zu einer Verstopfung kann es in jedem Alter kommen, allerdings steigt die Häufigkeit mit dem Alter an.

Verstopfung und Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass der Stuhl nicht mehr richtig gehalten und daher ort- und zeitgerecht abgesetzt werden kann. Der Stuhl wird ohne willentliche Beeinflussung in Form von Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Das kann sowohl bei einer echten Stuhlinkontinenz der Fall sein als auch bei starker lang anhaltender Verstopfung. Es kommt quasi zu einer Blockade und nur wässrige Stühle können diese passieren. Der „Behälter“ ist voll und läuft über - diese Form ist als Stuhlinkontinenz nicht mehr steuerbar.

Was sind die Ursachen von Verstopfung?

Eine Verstopfung kann viele verschiedene Ursachen haben. Ein häufiger Auslöser der Obstipation ist die Einnahme bestimmter Medikamente, wie beispielsweise Schmerzmittel, Antidepressiva oder entwässernder Arzneimittel (Diuretika). Außerdem kann sie aufgrund verschiedener neurologischer Erkrankungen, die das Zentralnervensystem (ZNS) beziehungsweise das periphere Nervensystem betreffen und so den Transport des Darminhalts oder die Stuhlentleerung stören, ausgelöst werden. Typische Erkrankungen, die zu einer Verstopfung führen können, sind zum Beispiel Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz, Schlaganfall oder eine Neuropathie im Rahmen eines Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“). Auch im Rahmen des so genannten Reizdarms oder aufgrund einer Verletzung von Nerven (z. B. durch einen Unfall) kann es zu einer Verstopfung kommen.

Seltenere Ursachen sind zum Beispiel die so genannten endokrinen Erkrankungen, bei denen es zu einer Störung des Hormonhaushalts kommt. Eine dieser Erkrankungen, die möglicherweise eine Verstopfung auslösen kann, ist die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Auch die Veränderungen der Hormonzusammensetzung während des letzten Drittels einer Schwangerschaft oder die Schwankungen während des natürlichen weiblichen Zyklus können zu einer Verstopfung führen.

Verschiedene Faktoren können außerdem eine bereits vorhandene Verstopfung verstärken beziehungsweise, bei Vorhandensein anderer Ursachen, eine Verstopfung auslösen. Zu diesen zählt beispielsweise eine ballaststoffarme Ernährung, eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, mangelnde Bewegung oder eine abrupte Änderung der Lebensumstände. Außerdem kann eine Verstopfung durch eine häufige, anhaltende Unterdrückung des Stuhlreizes verursacht werden.

Wie erfolgt die Diagnose?

Wenn Betroffene aufgrund einer Verstopfung einen Arzt aufsuchen, ist das Ziel der Diagnose, die Ursache der Obstipation herauszufinden. Erster Schritt ist dabei immer zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird dabei fragen, wie lange die Verstopfung schon anhält, ob sie dauerhaft vorhanden ist oder wie häufig sie auftritt. Hilfreich kann hier ein Stuhltagebuch sein, in dem der Betroffene einträgt, wie oft er Stuhlgang hat und wie die Menge und Konsistenz des Stuhls ist. Außerdem können andere vorhandene Beschwerden, die Einnahme von Medikamenten oder bekannte Erkrankungen einen Hinweis auf die Ursache der Verstopfung geben.

Nach dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Bauch abtasten und abhören wird. Außerdem wird er den Enddarm von After aus mit dem Finger austasten (rektale Palpation). Dabei kann er den Druck des Schließmuskels, die Stärke der aktiven Anspannung des Schließmuskels und die Vorgänge bei einem Versuch der Darmentleerung überprüfen.

Außerdem werden meist weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache einer Obstipation zu bestimmen. Zu diesen zählen beispielsweise:

  • Blutuntersuchung
    Im Rahmen einer Blutuntersuchung werden unter anderem die so genannten Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) und die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) bestimmt. Sind diese erhöht, liegt wahrscheinlich eine Entzündung im Körper vor. Zum Ausschluss oder Nachweis anderer Erkrankungen werden außerdem meist auch die Leber- (z. B. GPT, GOT), die Nieren- (z.B. Harnstoff, Kreatinin, Kreatinin-Clearance), Schilddrüsen- (z. B. TSH), die Bauchspeicheldrüsen- (z. B. Amylase, Trypsin) und Blutzuckerwerte bestimmt. Gleichzeitig können die Elektrolytkonzentrationen gemessen werden.
  • Stuhluntersuchung
    Sind im Stuhl bestimmte Entzündungsmarker, wie beispielsweise Calprotectin A oder Lactoferrin, in erhöhten Konzentrationen vorhanden, können auch diese einen Hinweis auf eine entzündliche Ursache der Verstopfung geben.
  • Ultraschalluntersuchung
    Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums kann der Arzt den Darm und die inneren Organe auf Auffälligkeiten wie Verengungen (Stenosen), Abszesse, Fisteln, Gewebeneubildungen oder Entzündungen hin untersuchen. Bei Frauen sollten dabei auch die Fortpflanzungsorgane auf Veränderungen kontrolliert werden.
  • Darmspiegelung
    Zuverlässigstes Untersuchungsverfahren, um Veränderungen oder Auffälligkeiten der Darmwand als mögliche Ursache einer Verstopfung festzustellen, ist die Spiegelung (Endoskopie) des Dickdarms und der letzten Anteile des Dünndarms (Ileokoloskopie). Bei dieser Untersuchung wird ein dünner Schlauch mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle an einem Ende über den After – meist unter Narkose – eingeführt und danach langsam wieder zurückgezogen. Die Bilder, die die Kamera vom Darminneren macht, werden auf einen Monitor übertragen, auf dem der Arzt jeden Abschnitt des Darms genau untersuchen kann. Findet er Veränderungen, kann er gleichzeitig mithilfe kleiner Zangen Gewebeproben (Biopsien) entnehmen, die anschließend im Labor unter dem Mikroskop untersucht werden können.
  • Enddarmdruckmessung (Rektummanometrie)
    Bei der so genannten Enddarmdruckmessung (Rektummanometrie) wird ein Messfühler in den Enddarm eingeführt und dann langsam zurückgezogen. Dabei misst der Fühler an verschiedenen Stellen den Druck des Schließmuskels. Der Arzt kann dann anhand der Werte die Funktion des Schließmuskels überprüfen.
  • Defäkographie
    Bei der Defäkographie wird der Enddarm mit einem Kontrastmittel gefüllt. Wie dieses den Darm über den After wieder verlässt, wird in einem Röntgenbild oder in einer Magnetresonanztomographie (MRT) verfolgt. Auf diese Weise kann der Arzt Veränderungen der Darmwand und des Beckenbodens erkennen und eine Fehlfunktion des Schließmuskels feststellen.

Wie wird Verstopfung therapiert?

Die Therapie einer Verstopfung richtet sich grundsätzlich nach ihrer Ursache. Sollten keine schwerwiegenden Auslöser bekannt sein, können zunächst als erste Schritte der Therapie einfache Veränderungen im Lebensstil ausprobiert werden. Wichtig ist vor allem, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von anderthalb bis zwei Litern zu achten. Nüchtern Wasser, Sauerkrautsaft, naturtrüber Apfelsaft können helfen. Außerdem sollte auf eine Ernährung geachtet werden, die reich an Ballaststoffen ist. Hier können eingeweichte Pflaumen, Präbiotika zum Aufbau der Darmflora, z. B. Inulin oder auch Probiotika (Bifidobakterien und Lactobacillus acidophilus) in Milchprodukten die Darmträgheit überwinden helfen. Sollten dadurch allerdings Blähungen oder Bauchkrämpfe auftreten, sollte der Anteil an Ballaststoffen wieder reduziert und stattdessen andere Therapieverfahren durchgeführt werden.

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Eine ausreichende Ernährung mit Ballaststoffen wirkt sich in der Regel positiv auf die Verdauung aus.

Körperlich inaktive Menschen sollten versuchen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bekommen. Dabei muss es sich nicht um Leistungssport handeln. Bauchmassagen, Bauchmuskeltraining oder auch tägliche Spaziergänge können helfen.

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Oft ist schon eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme Auslöser einer Verstopfung

Medikamentöse Therapie

Sollten die schon erwähnten konservativen Therapieverfahren nicht ausreichenden Erfolg zeigen, können sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Verstopfung Quellstoffe wie Flohsamen oder Leinsamen oder aber die so genannten Abführmittel (Laxantien) eingesetzt werden. Allerdings wegen der evtl. Nebenwirkungen (Wasser- und Elektrolytverlust) nur maximal 14 Tage. Bei den Laxanzien unterscheidet man osmotisch aktive von synthetischen. Zur ersten Gruppe gehören Macrogol, Lactulose, Lactose (Milchzucker), zur zweiten Gruppe gehören Bisacodyl sowie Natriumpicosulfat. Diese können in Form von Dragees, Tropfen oder auch als lösliches Pulver eingenommen werden. Bei Verstopfungen, die bereits sehr lange anhalten und nicht auf die anfängliche medikamentöse Therapie ansprechen, können so genannte Anthrachinone oder Zuckerstoffe (wie z. B. Lactulose, Sorbit) gegeben werden. Um den Darm einmalig zu leeren, können Zäpfchen oder Klistiere mit Bisacodyl eingeführt werden. Diese sollte allerdings nicht dauerhaft angewendet werden.

Grundsätzlich gilt: Laxanzien sollten nicht eingesetzt werden bei Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Ileus oder akutem Abdomen!

Ferner gibt es sog. pflanzliche Antiresorptiva (Hydragoga) wie Sennesblätter und -früchte, Aloe, Kreuzdorn. Aber auch hier gilt: Bei Überdosierung/Langzeitgebrauch Gefahr von Wasser- und Elektrolytverlusten sowie Darmträgheit-Abhängigkeitssituation.

Sollten die etablierten Abführmittel keine ausreichende Wirkung zeigen, können neuartige Medikamente zur Anwendung kommen. Empfohlen wird hier der Wirkstoff Prucaloprid, der in Deutschland zurzeit allerdings nur für Frauen zugelassen ist. Sollte auch dieses Medikament die Verstopfung nicht beseitigen können, kann ein Arzneimittel, das Linaclotid enthält, eingesetzt werden.

Sollte die Verstopfung aufgrund der Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln (Opiaten) entstanden sein, können so genannte periphere Opiatantagonisten (z. B. Methylaltrexon, Alvimopan, Naloxon) gegeben werden. Diese können die Verstopfung auflösen, ohne die schmerzlindernde Wirkung der Opiate aufzuheben.
 

Operative Therapie

Eine operative Therapiemethode, wenn alle anderen Verfahren erfolglos sind, ist die so genannte Sakralnervenstimulation (SNS). Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Schrittmacher eingebaut, der über eine Stimulierung der Sakralnerven die Funktion des Darms und damit die Darmentleerung steuern kann.
 

Weitere Therapieverfahren

Sollte die Verstopfung aufgrund eines fehlerhaften Anspannens des Schließmuskels entstehen, können Betroffene ein Biofeedbacktraining erhalten. Bei diesem wird eine Sonde in den Anus eingeführt, die auf einem speziellen Gerät den Anspannungszustands des Schließmuskels anzeigt. Über diese optische Rückkopplung kann dann die Koordination des Schließmuskels und die bewusste An- und vor allem Entspannung trainiert werden.

Unterstützend bei der Therapie einer Verstopfung können außerdem Nahrungsmittel mit so genannten Probiotika sein. Auch eine Bauchmassage kann die Beschwerden bei einer Verstopfung lindern.

Sollten anderen Grunderkrankungen Auslöser der Verstopfung sein, sollte der Fokus grundsätzlich darauf liegen, diese adäquat zu behandeln.

Inkontinenz-Hilfsmittel bei Verstopfung

Bei Verstopfung bzw. Inkontinenzproblemen aufgrund von Verstopfung können moderne Hilfsmittel eine wichtige Rolle spielen. Sie geben den Betroffenen oft Kontrolle, Sicherheit und Freiheit zurück und ermöglichen so deutlich mehr Lebensqualität.

Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmittelarten und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Oft wissen Betroffene gar nicht um diese Möglichkeiten.

Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können. Auf den Seiten zu "Produkte verstehen" finden Sie umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln, deren Anwendungsbereichen und Vor- und Nachteilen.

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Weiterführende Informationen

Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
www.dgvs.de