Elena Leibold
Kontinenz-Expertin
Examinierte Krankenschwester
Fachkraft für Kontinenzförderung
Was ist eine Querschnittslähmung?
Eine Querschnittslähmung ist die Folge eines verletzten oder vollständig durchgetrennten Rückenmarks. Die sich unterhalb des verletzten Abschnitts befindlichen Gliedmaßen sind gelähmt. Jede Querschnittslähmung hat ihr individuell ausgeprägtes Schädigungsmuster. Die Lähmungserscheinungen und der Ausfall bestimmter Funktionen sind umso schwerwiegender und ausgeprägter, desto höher das Rückenmark – und damit die Nervenbahnen in der Wirbelsäule – verletzt worden ist.
Weltweit erleiden Schätzungen zufolge mehr als 250.000 Menschen eine akute Rückenmarksverletzung.
Das Rückenmark
Das Rückenmark ist eine Art Verbindungsleitung zwischen Gehirn und Körper. Es befindet sich in einem knöchernen Kanal in der Wirbelsäule und wird in funktionelle Einheiten, sog. Segmente, unterteilt. Insgesamt gibt es 31 Rückenmarkssegmente, in denen jeweils die Wurzelfasern der Nerven aus- bzw. eintreten.
Das Rückenmark gehört zum zentralen Nervensystem (ZNS), einem komplexen Netzwerk, das unseren Körper steuert. Im Rückenmark verlaufen wichtige Nervenbahnen, die vom Gehirn elektrische Impulse zu den Muskeln funken. Umgekehrt leiten bestimmte aufsteigende Nerven im Rückenmark sensorische Wahrnehmungen wie Druck, die Empfindung von Wärme und Kälte, Schmerzen und Signale von den Muskeln „hoch“ an das Gehirn. Autonome Nerven sorgen dafür, dass z.B. Herz-Kreislauf-System, Verdauungsorgane sowie Blase und Enddarm funktionieren.
Diese Funktionsbereiche des Rückenmarks sind bei einer Querschnittslähmung mehr oder weniger gestört. Das heißt, neben der Lähmung von Armen und Beinen können auch Atembeschwerden sowie Inkontinenz, und zwar sowohl Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz als auch Mischformen von beiden, auftreten.
Fallbeispiel
Marcus Kriegel ist einer von vielen Betroffenen, die auf der Website von Wings for Life, einer internationalen Stiftung für Rückenmarkforschung mit Hauptsitz in Salzburg, die Geschichte ihrer Querschnittslähmung erzählen:
Am 29. Januar 2017 erleidet Marcus Kriegel von einer Sekunde auf die andere eine Querschnittslähmung. Er ist mit Kunden seines Sportgeschäftes in dem österreichischen Alpental Montafon Snowboarden. Der sportliche Mann liebt den Wintersport. „Erst haben wir uns warm gefahren“, berichtet der gebürtige Aachener, „bei der dritten Abfahrt ist es dann passiert...“ Er stürzt. Wie das passiert, erinnert er sich nicht mehr. „Ich weiß noch, dass ich danach auf dem Bauch lag und meine Beine nicht mehr spüren konnte.“ Wenig später wird er mit dem Notfall-Helikopter in die Uniklinik Innsbruck geflogen. Am nächsten Morgen erklären ihm die Ärzte die Diagnose: Bruch des vierten und fünften Brustwirbels, komplette Querschnittslähmung.