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Morbus Crohn

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die in Schüben verläuft. Erstmals wurde die Erkrankung von Burill B. Crohn wissenschaftlich beschrieben, der ihr auch ihren Namen gab.

Bei Morbus Crohn kommt es zu Entzündungen, die im gesamten Magen-Darm-Trakt – von der Mundhöhle bis zum After – auftreten können. Besonders häufig ist allerdings der Übergang zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm, der so genannte terminale Ileum, von der Erkrankung betroffen. Typisch für Morbus Crohn ist, im Gegensatz zu einer anderen entzündlichen Darmerkrankung, der Colitis Ulcerosa , dass die Entzündungen sich nicht kontinuierlich über den Darm ausbreiten, sondern mehrere, nicht zusammenhängende Abschnitte betreffen können. Häufig sind nicht nur die oberflächlichen Schleimhautzellen des Darms, sondern auch die darunter liegenden Schichten der Darmwand entzündet.

Morbus Crohn ist neben der Colitis Ulcerosa die häufigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 6 von 100.000 Einwohnern neu daran. Grundsätzlich kann die Erkrankung in jedem Alter auftreten, allerdings sind besonders häufig junge Erwachsene zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr betroffen. Fast 20 Prozent aller Erkrankten sind unter 20 Jahre alt, in einzelnen Fällen kann Morbus Crohn sogar schon bei Säuglingen auftreten.

Morbus Crohn und Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass der Stuhl nicht mehr richtig gehalten und daher ort- und zeitgerecht abgesetzt werden kann. Der Stuhl wird ohne willentliche Beeinflussung in Form von Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Das kann sowohl bei einer echten Stuhlinkontinenz der Fall sein als auch bei starker Verstopfung, wenn sich „Reste“ am harten Stuhl vorbei den Weg nach außen bahnen. Das Resultat sind sogenannte Stuhlunfälle. Es wird eingekotet, die Unterwäsche wird verunreinigt, vermehrte Blähungen können auftreten. Es kann auch zu „Unfällen“ während des Geschlechtsverkehrs kommen. Es gibt viele Ursachen dafür – eine davon kann ein Morbus Crohn sein. In Folge der aktiven Entzündung des Darms wird der Stuhldrang nicht mehr oder nicht mehr rechtzeitig bemerkt.

Was sind die Symptome?

Bei Morbus Crohn kommt es vor allem zu Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall. Die Schmerzen treten oft im rechten Unterbauch auf. Aber auch Fieber, ein Gewichtsverlust oder ein blutiger Stuhlgang sind häufige Symptome bei Morbus Crohn.

Allerdings kann es auch zu Beschwerden kommen, die außerhalb des von der Entzündung betroffenen Magen-Darm-Trakts auftreten. Zu diesen so genannten extraintestinalen Manifestationen zählen beispielsweise Entzündungen der Haut, der Augen, der Gelenke oder der Leber und Gallengänge. Tritt Morbus Crohn bereits bei Kindern auf, kann es zu Störungen des Wachstums kommen. Im Laufe der Erkrankung können außerdem Komplikationen wie zum Beispiel Fisteln (entzündliche Gangbildungen), Abszesse, Bildung von Geschwülsten (Konglomerattumor), Darmverengungen (Stenosen), Darmverschluss, Darmdurchbruch oder schwere Darmblutungen auftreten.

Morbus Crohn verläuft chronisch, das heißt, die Erkrankung bleibt ein Leben lang bestehen, und in Schüben, das heißt Intervalle mit akuten Beschwerden wechseln sich mit symptomfreien Perioden (Remission) ab (siehe Abb). Darüber hinaus kann es zu weiteren Erkrankungen kommen, vor allem im Bereich der Gelenke und der Haut. Der eigentliche Verlauf der Erkrankung und die damit auch Prognose sind jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und individuell.

Durch eine geeignete Therapie kann die Schwere und die Häufigkeit der Erkrankungsschübe allerdings reduziert werden, sodass Betroffene in den meisten Fällen gut mit ihrer Krankheit zurecht kommen und ein ganz normales Leben führen können. Die Lebenserwartung ist durch Morbus Crohn nicht eingeschränkt.

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Was sind die Ursachen?

Die genauen Ursachen für Morbus Crohn sind noch nicht aufgeklärt. Allerdings vermuten Wissenschaftler, dass es sich bei der Krankheit um eine so genannte Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich Abwehrzellen des Immunsystems fälschlicherweise gegen die eigene Darmschleimhaut richten und diese angreifen. Bestätigt wird diese Theorie durch den Erfolg immunhemmender Medikamente als Therapiemöglichkeit der Erkrankung. Allerdings konnten spezifische Antikörper gegen Darmzellen bei Betroffenen noch nicht nachgewiesen werden.

Grundsätzlich scheint es eine erbliche Veranlagung zu geben, an Morbus Crohn zu erkranken. Dies zeigt der nachgewiesene Zusammenhang zwischen bestimmten Mutationen im so genannten NOD2-Gen und dem Auftreten der Erkrankung. Außerdem kann Rauchen das Risiko für Morbus Crohn erhöhen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Da bei Morbus Crohn der Verlauf und die Ausdehnung der Erkrankung von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sind, ist meist eine komplexe Diagnostik notwendig. Erster Schritt der Diagnose ist zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Wichtig sind dabei vor allem Informationen zu den bestehenden Beschwerden, wie stark diese sind, wie lange sie schon vorhanden sind und wie lange sie anhalten. Auch bereits bekannte andere Erkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder die Einnahme von Medikamenten – vor allem von Antibiotika oder bestimmten Schmerzmitteln (Nichtsteroidale Antirheumatika, NSAR) - können dem Arzt Informationen für die Diagnose geben.

Nach dem Gespräch folgt eine gründliche, körperliche Untersuchung, bei der nicht nur Magen und der Bauch abgetastet und abgehört werden. Da Morbus Crohn auch außerhalb des Verdauungstraktes zu Symptomen führen kann, kontrolliert der Arzt auch den Mund, die Haut, Augen und die Gelenke auf Auffälligkeiten wie wunde Stellen, Einrissen in der Haut oder Ansammlungen von Eiter in der Umgebung des Afters. Bei Kindern sollte auf jeden Fall auch das Wachstum kontrolliert werden, da dieses einen ersten Hinweis auf die Erkrankung liefern kann und häufig die klassischen Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall bei ihnen nicht vorhanden sind.
 

Untersuchungsverfahren bei Morbus Crohn

In vielen Fällen ist es schwierig, Morbus Crohn von anderen entzündlichen Darmerkrankungen wie der Colitis Ulcerosa oder durch Bakterien oder Viren hervorgerufene Darmentzündungen zu unterscheiden. Auch allergische Reaktionen beziehungsweise Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel können ähnliche Symptome auslösen. Daher ist es in den meisten Fällen notwendig, mehrere Untersuchungsverfahren miteinander zu kombinieren, um eine zweifelsfreie Diagnose zu erhalten.

  • Blutuntersuchung
    Die Entzündungsparameter im Blut (z.B. C-reaktives Protein, CRP) sind bei Morbus Crohn in vielen Fällen deutlich erhöht. Gleichzeitig kann durch eine Untersuchung des Blutes eine Blutarmut (Anämie), ein Flüssigkeitsdefizit oder ein Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen aufgrund einer Mangelernährung nachgewiesen werden. Um andere Erkrankung auszuschließen, werden außerdem Nieren- (z. B. Harnstoff, Kreatinin, Kreatinin-Clearance), Leber- (z. B. GOT, GPT) und Gallenwerte (z. B. Bilirubin, AP) bestimmt.
  • Stuhluntersuchung
    Die Entzündungsmarker Calprotectin oder Lactoferrin im Stuhl liefern einen Hinweis auf eine entzündliche Ursache der Beschwerden. Sollte eine ansteckende Entzündung Auslöser der Symptome sein, können mögliche Erreger im Stuhl durch eine mikroskopische Laboruntersuchung nachgewiesen werden.
  • Ultraschalluntersuchung
    Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauches kann der Arzt den gesamten Darm auf entzündete Stellen untersuchen. In manchen Fällen wird vor der Untersuchung ein orales Kontrastmittel gegeben, durch das die Untersuchung genauer wird. Gleichzeitig kann der Arzt im Ultraschall Veränderungen des Darms wie Verengungen (Stenosen), Abszesse oder Fisteln erkennen.
  • Magen- oder Darmspiegelung
    Um Entzündungen des Darms eindeutig zu identifizieren, kann eine Spiegelung (Endoskopie) des oberen Verdauungstrakts bis zum Dünndarm (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, umgangssprachlich „Magenspiegelung“) oder des Dickdarms (Koloskopie, Darmspiegelung) durchgeführt werden. Diese Untersuchungsmethoden gehören zu den wichtigsten im Rahmen der Diagnose und Verlaufskontrolle. Dabei wird ein spezielles medizinisches Instrument, das Endoskop, entweder durch den Mund über den Magen in den Dünndarm oder durch den After in den Dickdarm eingeführt. Bei einem Endoskop handelt es sich um einen dünnen Schlauch, an dessen Ende sich eine Kamera und eine Lichtquelle befinden. Von dieser Kamera werden die Bilder auf einen Monitor übertragen, sodass der Arzt jeden Darmabschnitt genau untersuchen kann. Gleichzeitig können mithilfe kleiner Zangen Gewebeproben (Biopsien) aus auffälligen Darmabschnitten entnommen und später im Labor durch einen Pathologen untersucht werden.
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Blick in den Darm. Typisches Pflasterstein-Relief-Erscheinungsbild der Schleimhaut des Darms bei Morbus Crohn. © Juan Gärtner/fotolia.com
  • Magnetresonanztomographie
    Eine weitere Möglichkeit, um Veränderungen des Darms im Bild darzustellen, ist, neben der Ultraschalluntersuchung, die Magnetresonanztomographie (MRT) oder auch Kernspintomographie. Wie bei der Sonographie können auch hier Kontrastmittel gegeben werden, um die Untersuchung empfindlicher zu machen.

Wie sieht die Therapie aus?

Morbus Crohn kann durch eine Therapie nicht hundertprozentig geheilt werden. Mithilfe verschiedener Medikamente kann jedoch ein Abklingen der Entzündung erreicht werden, sodass sich auch die vorhandenen Symptome reduzieren. Wie die Therapie aussieht, hängt zum einen von der Schwere der Erkrankung und zum anderen davon ab, welcher Teil des Magen-Darm-Trakts von der Entzündung betroffen ist.
 

Medikamentöse Therapie

Grundsätzlich muss bei der Behandlung von Morbus Crohn zwischen der so genannten Schubtherapie und der Erhaltungstherapie (Remissionserhaltung) unterschieden werden. Die Schubtherapie kommt, wie der Name schon sagt, bei einem akuten Schub der Erkrankung zur Anwendung. Ihr Ziel ist es, die vorhandenen Symptome schnell zu lindern. Bei der Remissionserhaltung handelt es sich um eine Therapie, die in der beschwerdefreien Zeit (Remission) von Morbus Crohn angewendet wird. Sie soll die Zahl der Erkrankungsschübe verringern und auf diese Weise die Zeit der Beschwerdefreiheit verlängern. Allerdings gibt es heutzutage einige Medikamente, die in beiden Phasen der Therapie eingesetzt werden können.

Bei einem leichten Verlauf der Erkrankung wird in den meisten Fällen zunächst das lokal wirkende Glukokortikoid („Kortison“) Budesonid gegeben. Sollte der Betroffene das Medikament nicht vertragen oder keine Kortisontherapie durchführen wollen, kann alternativ eine Behandlung mit den entzündungshemmenden so genannten Salicylaten Mesalazin oder Sulfasalazin erfolgen. Die Medikamente können entweder in Tabletten- oder Kapselform oder auch – wenn der hintere Darmabschnitt betroffen ist – als Zäpfchen (Suppositorium) oder Einlauf (Klistier) gegeben werden.

Kommt es zu einem akuten Krankheitsschub mit einer starken Entzündungsaktivität, können systemische, das heißt im ganzen Körper wirkende Glukokortikoide, wie beispielsweise der Wirkstoff Prednisolon, gegeben werden. Da systemische Glukokortikoide das Immunsystem unterdrücken und Nebenwirkungen hervorrufen können, sollten sie nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, können ergänzend oder stattdessen Medikamente zur Anwendung kommen, die das Immunsystem nicht nur unterdrücken, sondern verändern. Der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff ist dabei Azathioprin, der auch zur Erhaltungstherapie verwendet werden kann, aber erst drei bis sechs Monate nach der ersten Einnahme wirkt. Bei einer Unverträglichkeit gegenüber Azathioprin kann auch Methotrexat gegeben werden.

Für den Einsatz bei besonders schweren Krankheitssituationen und nach Versagen konventioneller Therapien mit Entzündungshemmern wie Cortison oder auch Hemmern der Immunabwehr (Azathioprin, 6-MCP) oder bei einer Unverträglichkeit gegenüber Glukokortikoiden stehen die so genannten TNF-alpha-Antikörper Infliximab oder Adalimumab zur Verfügung, die aber ein hohes Risiko für Nebenwirkungen haben. Diese sogenannten Biologika hemmen die Botenstoffe der Entzündung. Die Wirkung beginnt nach einigen Tagen. Ziel ist es, die Entzu¨ndung zum Stillstand zu bringen und die Krankheit dauerhaft zu stabilisieren. Hier müssen allerdings genau der Nutzen und die Risiken abgewogen werden, da möglicherweise schwere Nebenwirkungen auftreten können.

Sollten gleichzeitig zu den Darmentzündungen Beschwerden einer bakteriellen Infektion (z.B. Fieber) oder Fisteln im Bereich des Afters auftreten, können diese mit Antibiotika wie Metronidazol oder Ciprofloxacin behandelt werden.
 

Operative Intervention

Wenn Patienten mit Morbus Crohn Komplikationen entwickeln, die sich konventionell nicht beherrschen lassen, oder wenn es zu Fehlentwicklungen von Gewebe (Dysplasien), zu Darmverengungen (Stenosen), Fisteln oder Abszessen im Darm kommt, dann kann eine Operation erforderlich und sinnvoll sein. Bei etwa zwei von drei Erkrankten ist dieses mindestens einmal im Leben notwendig. In diesen Fällen wird bei einem chirurgischen Eingriff der erkrankte Darmabschnitt entfernt und die gesunden Enden möglichst wieder miteinander verbunden. In ganz seltenen Fällen kann es sein, dass der Darm – vorübergehend oder auch anhaltend – nach außen abgeleitet wird. Patienten haben dann ein sog. Stoma.
 

Begleitende Therapie

Aufgrund von Morbus Crohn kann es zu einer Mangelernährung kommen. Über die entzündeten Darmwände werden Nährstoffe nicht ausreichend aufgenommen. In diesen Fällen kann, meist vorübergehend, eine Ernährung über eine Magensonde oder die Gabe so genannter Astronautenkost sinnvoll sein. Vor allem bei Kindern kann ansonsten aufgrund der Mangelernährung eine Störung des Wachstums auftreten.

Grundsätzlich gilt, dass eine gesunde Darmflora für das Immunsystem wichtig ist. Inwieweit Probiotika und probiotische Lebensmittel die körpereigene Abwehr stärken, ist allerdings nicht sicher geklärt. Und ob Probiotika einen Morbus Crohn lindern können, ist bislang wissenschaftlich nicht bewiesen.

Da es sich bei Morbus Crohn um eine das ganze Leben anhaltende Erkrankung handelt, die zurzeit noch nicht geheilt werden kann, stellt die Krankheit häufig auch eine große psychische Belastung für Betroffene dar. Deshalb ist neben einer medikamentösen oder nicht-medikamentösen Therapie auch immer eine psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützung der Betroffenen sinnvoll. Diese muss nicht unbedingt im Rahmen von Gesprächen mit einem Psychotherapeuten erfolgen. Hilfreich ist häufig auch die Teilnahme an speziellen Schulungsprogrammen zur Krankheitsbewältigung bei Morbus Crohn oder an Selbsthilfegruppen für Patienten mit chronischen entzündlichen Darmerkrankungen.

Inkontinenz-Hilfsmittel bei Morbus Crohn

Bei einer Stuhlinkontinenz aufgrund eines Morbus Crohn können Inkontinenz-Hilfsmittel wie zum Beispiel Vorlagen, Windeln oder Windelhosen im akuten Stadium einer Entzündung (Schub) Schutz geben und den Alltag erleichtern. In den allermeisten Fällen können die Hilfsmittel selbstständig angewendet werden, fremde Hilfe ist nicht nötig. Weitere Informationen zur bestehenden Auswahl an Inkontinenzprodukten, deren Einsatzmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteilen finden Sie unter „Produkte verstehen“.

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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin

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Weiterführende Informationen

  • DCCV
    Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung: www.dccv.de
  • Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz: www.ernaehrung.de