Carolin Störk
Kontinenz-Expertin
Examinierte Krankenschwester
Fachkraft für Kontinenzförderung
Wundexpertin ICW
Was ist Harninkontinenz?
In Deutschland leiden über acht Millionen Menschen an einer Harninkontinenz, auch als Urininkontinenz bezeichnet, wobei die Dunkelziffer sicher höher liegt, da Harninkontinenz nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein soziales und hygienisches Problem darstellt.
Harninkontinenz betrifft Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen, wobei Frauen im mittleren Lebensalter häufiger betroffen sind als Männer. Im fortgeschrittenen Lebensalter gleichen sich die Zahlen aufgrund von Demenz und eingeschränkter Mobilität an.
Die Harninkontinenz wird national und international als die Unfähigkeit definiert, den Inhalt der Blase zu speichern und kontrolliert zu entleeren. Der Begriff umschreibt den Zustand eines unwillkürlichen Urinverlustes jeglichen Ausmaßes. Die Ursachen für Harninkontinenz sind vielfältig, und es werden grundsätzlich folgende Formen unterschieden:
- Belastungsinkontinenz: Früher auch Stressinkontinenz genannt, tritt bei körperlicher Belastung aufgrund einer Schwäche (Insuffizienz) des Verschlussmechanismus der Harnröhre ein unwillkürlicher Urinabgang auf.
- Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz) oder Syndrom der überaktiven Blase (OAB): Bei dieser Form besteht ein starker Harndrang in Verbindung mit ungewolltem Urinabgang aufgrund einer erhöhten Druckbelastung der Harnblase.
- Überlaufinkontinenz: Menschen mit Überlaufinkontinenz haben oft Schwierigkeiten, ihre Harnblase vollständig zu entleeren, entweder aufgrund von Abflussbehinderungen oder Muskelschwäche. Der starke Druck in der vollen Harnblase führt zu unwillkürlichem Urinabgang.
- Reflexinkontinenz: Bei Reflexinkontinenz sind die Nervenstrukturen, die die Impulse aus dem Gehirn oder Rückenmark zur Blase übertragen, geschädigt oder erkrankt. Dadurch geht die Kontrolle über die willkürliche Blasenentleerung verloren.
Über diese vier Grundtypen der Harninkontinenz hinaus existieren noch:
- die Mischinkontinenz als Kombination aus Symptomen der Belastungsinkontinenz und der Dranginkontinenz.
- die funktionelle Inkontinenz, bei der die Ursache der Inkontinenz nicht mit einer gestörten Blasenfunktion in Zusammenhang steht, sondern es den Betroffenen z.B. aufgrund von Demenz, mangelnder Mobilität nicht möglich ist, die Toilette (rechtzeitig) zu erreichen.