Was sind die Ursachen der Stuhlinkontinenz?
Eine Stuhlinkontinenz kann viele verschiedene Ursachen haben:
Schädigung des Schließmuskels oder der Analhaut
Eine häufige Ursache, insbesondere bei Frauen, ist eine Schädigung des Schließmuskels oder der Analhaut. Der Schließmuskel ist bei Frauen natürlicherweise schwächer als bei Männern, und eine zusätzliche Belastung tritt bei der Geburt auf. Durch den Durchtritt des kindlichen Kopfes kann es zu einem Dammriss und einer Schädigung des Schließmuskels kommen. Selbst wenn äußerlich sichtbare Verletzungen sofort behandelt und vernäht werden, können tiefere Gewebeschichten Schaden nehmen und Jahre später zu einer Schwächung des Schließmuskels führen.
Eine indirekte Schädigung des Schließmuskels kann im Zusammenhang mit der Prolapserkrankung auftreten. Hierbei fällt der Analkanal oder Teile des Enddarms nach außen, wodurch der Schließmuskel langfristig gedehnt wird und seine Verschlusskraft im Laufe der Zeit nachlässt.
Beckenbodeninsuffizienz
Der Beckenboden besteht aus Muskeln und Bindegewebe, die eng miteinander verbunden sind und die Bauchorgane tragen. Mit fortschreitendem Alter und insbesondere bei Übergewicht kann der Beckenboden an Elastizität verlieren. Dadurch sinkt er tiefer ab, wodurch die darunter liegenden Öffnungen des Afters und bei Frauen auch der Scheide gedehnt werden. Durch diese erweiterten Öffnungen können die Beckenorgane (Blase, Gebärmutter und Enddarm) hervortreten, was den Schließmechanismus des Darms beeinträchtigen kann.
Durchfallerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehen typischerweise mit dünnflüssigem Stuhl und hoher Stuhlfrequenz einher. Der anhaltende Durchfall kann den Schließmuskel überlasten und zu Stuhlinkontinenz führen. Bei Morbus Crohn können sich zudem Fisteln im Enddarm bilden, die den Schließmuskel zusätzlich schädigen können. Die Colitis ulcerosa führt aufgrund chronischer Entzündungen im Enddarm häufig zu Stuhlinkontinenz durch den Verlust der Reservoirfunktion.
Weitere Ursachen für Stuhlinkontinenz
Eine weitere Ursache für eine Stuhlinkontinenz kann eine Nervenschädigung sein, die beispielsweise durch einen Schlaganfall, eine Demenz, Bandscheibenvorfälle oder Multiple Sklerose verursacht wurde. Auch Hämorrhoiden, Abszesse, Fisteln und Fissuren in der Analregion können zu einer Stuhlinkontinenz führen.
Auch durch angeborene oder erworbene Störungen der Darmbeweglichkeit (Motilität, Peristaltik) oder eine lange anhaltende Verstopfung (Obstipation) kann es zu einer Stuhlinkontinenz kommen. Eine Ursache für eine Darminkontinenz, die bereits bei ungeborenen Kindern entsteht, ist eine so genannte anorektale Fehlbildung (Analatresie). Diese kann unterschiedlich ausgeprägt sein und von einer Mündung des Afters an einer falschen Stelle, Fisteln vom Darm in Harnblase, Harnröhre oder Vagina bis hin zu einem kompletten Verschluss des Enddarms reichen. In vielen Fällen sind bei den Betroffenen die Muskulatur des Beckenbodens und der Schließmuskel ebenfalls fehlgebildet und sehr schwach, sodass auch nach einer Korrektur der Fehlbildung des Afters die Stuhlinkontinenz bestehen bleiben kann.