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Morbus Crohn − Das sollten Sie wissen!

Morbus Crohn – Was ist das?

Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Namensgeber ist der amerikanische Arzt Burris Crohn, der diese Erkrankung 1932 wissenschaftlich beschrieb.

Die Entzündung kann bei Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt betreffen, von der Mundhöhle bis zum After. Am häufigsten tritt sie jedoch am Ende des Dünndarmes und am Übergang zum Dickdarm auf. Anders als bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen können sich bei Morbus Crohn nicht nur die Schleimhaut sondern alle Wandschichten des Darmes entzünden. Außerdem verläuft die Entzündung nicht kontinuierlich. Sie befällt verschiedene Segmente des Darmes. Das bedeutet, gesunde und kranke Darmbereiche wechseln sich ab. Auch der Schweregrad der Krankheit ist von Patient zu Patient verschieden.

Morbus Crohn Abb. 1>
Schemazeichnung eines Morbus Crohn

In Deutschland leben rund 320 000 Betroffene mit Morbus Crohn. Jährlich gibt es etwa 4500 Neuerkrankungen. Die meisten sind bei Ausbruch der Krankheit zwischen 20 und 30 Jahren alt. Aber auch in einem höheren Lebensalter kann die Krankheit erstmalig auftreten. In den westlichen Ländern kommt Morbus Crohn gehäuft schon bei Kindern und Jugendlichen vor. Eine Heilung ist bei Morbus Crohn bisher nicht möglich. Therapien können lediglich die Krankheitssymptome lindern.

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Welche Ursachen gibt es?

Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine Erkrankung, die der Wissenschaft noch immer einige Rätsel aufgibt. Wie es zu Morbus Crohn kommt, ist noch nicht genau geklärt.

Bei Morbus Crohn ist eine familiäre Häufung erkennbar. Deshalb kann man davon ausgehen, dass eine genetische Veranlagung bei der Entstehung dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung eine Rolle spielt. Man hat herausgefunden, dass eine Veränderung des NOD2-Gens das Erkrankungsrisiko erhöht. Das Risiko, Morbus Crohn zu bekommen, steigt mit der Stärke der Genveränderung. Darüber hinaus wurden noch weitere Gene identifiziert, die an der Entstehung von Morbus Crohn beteiligt sein können.

Trifft eine erbliche Veranlagung auf bestimmte Risikofaktoren, kann die Krankheit ausbrechen. Als gesichert gilt, dass Raucher im Vergleich zu Nichtrauchern ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko besitzen. Außerdem tritt Morbus Crohn in Industrieländern weitaus häufiger auf als in weniger entwickelten Ländern. Das spricht für die Beteiligung von schädlichen Umwelteinflüssen.

Wie sehen die Symptome aus?

Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die in Schüben verläuft. Betroffene haben also immer wieder Phasen, in denen sie beschwerdefrei leben können. Wie häufig die Schübe auftreten und wie stark sie sind, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Die Symptome von Morbus Crohn hängen in erster Linie davon ab, welcher Teil des Verdauungstraktes von der typischen Entzündung betroffen ist. Allerdings gibt es einige Hauptsymptome, unter denen viele Crohn-Patienten leiden. Dazu gehören:

  • wässrige, schleimige Durchfälle (meist ohne Blutbeimengungen), drei- bis sechsmal täglich
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Bauchkrämpfe

Häufig sind die Bauchschmerzen im rechten Unterbauch lokalisiert. Das liegt daran, dass sich dort der am häufigsten betroffene Abschnitt des Verdauungstraktes befindet, nämlich das untere Ende des Dünndarmes und das erste Stück des Dickdarmes.

Besteht die Erkrankung schon länger, kann es durch die immer wiederkehrenden Entzündungen und der damit einhergehenden Schädigung des Darmes zu Komplikationen kommen. Dazu gehören Fisteln, eitrige Abszesse, Fissuren und Stenosen.

  • Fisteln sind Verbindungsgänge. Sie können sich zwischen einzelnen Darmabschnitten oder zwischen dem Darm und benachbarten Organen bilden. So können Verbindungen zwischen Darm und Harnblase, Darm und äußerer Haut oder Darm und Geschlechtsorganen entstehen. Es gibt auch Fisteln, die ihren Ausgang im Bereich des Afters haben.
  • Kommt es durch die Entzündungen zu einer Abkapselung von Eiteransammlungen, entsteht ein Abszess.
  • Fissuren betreffen meist die Haut des Afters. Es sind Risse, die sich in der Haut um den Darmausgang bilden und sehr schmerzhaft sind.
  • Oder die ständigen Entzündungen führen zu einer Verengung (Stenose) des betroffenen Darmabschnittes. Das kann einen mechanischen Darmverschluss (Ileus) zur Folge haben, der sofort operiert werden muss. Häufig bleibt keine andere Möglichkeit, als das betroffene Darmstück zu entfernen.

Durch die Entzündungsschübe erhöht sich außerdem das Risiko, dass sich Zellen der Darmschleimhaut in Krebszellen umwandeln.

Morbus Crohn Abb. 3>
Morbus Crohn

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Wie erfolgt die Diagnose?

Da es sich bei den Symptomen von Morbus Crohn nicht um spezifische Krankheitszeichen handelt, die ausschließlich bei dieser Erkrankung vorkommen, beginnt die Diagnostik zuerst einmal mit einem ausführlichen Arztgespräch. Denn Bauchschmerzen und Durchfall können viele Ursachen haben.

Krankengeschichte und körperliche Untersuchung

Der Arzt wird zunächst viele Fragen stellen, um andere mögliche Ursachen für die bestehenden Symptome auszuschließen. Danach folgt eine allgemeine körperliche Untersuchung. Dabei tastet der Arzt auch den Bauch ab. Bei Crohn-Patienten besteht häufig ein Druckschmerz im rechten Unterbauch. Hier liegt das Ende des Dünndarmes und das erste Stück des Dickdarmes. Diese Region ist bei Morbus Crohn besonders häufig von der Entzündung betroffen. Doch dieses Symptom ist noch nicht aussagekräftig genug, denn es ähnelt beispielsweise den Anzeichen einer Blinddarmreizung. Auch ein bakterieller Infekt oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollten als Symptomursache in Erwägung gezogen werden. Deshalb müssen noch weitere Untersuchungen folgen, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Falls die Crohn-Symptome schon längere Zeit bestehen, wird der Arzt außerdem noch den Analbereich untersuchen, um nach möglichen Fissuren oder Fisteln zu fahnden.

Blutuntersuchung

Nach der körperlichen Untersuchung wird der Arzt eine Blutuntersuchung anordnen. Unter anderem bestimmt das Labor die Entzündungswerte im Blut. Dazu gehören das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Sind beide Werte erhöht, spricht das für eine Entzündung im Körper. Das Gleiche gilt für eine hohe Zahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten). Häufig besteht bei Morbus Crohn auch eine Anämie (Blutarmut). Betrifft die Erkrankung Darmabschnitte, die dafür verantwortlich sind, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen, kann beispielsweise auch ein Mangel an Folsäure, Vitamin B12, Zink oder Vitamin D nachweisbar sein.

Stuhluntersuchung

Eine Stuhlprobe wird auf krankmachende Bakterien untersucht, denn es gibt Krankheitserreger, die infektiöse Entzündungen des Darmes hervorrufen. Die Symptome dieser Infektionen ähneln denen von Morbus Crohn. Außerdem kann die Stuhlprobe auf Blutbeimengungen getestet werden.

Da Morbus Crohn in jedem Abschnitt des Verdauungskanals auftreten kann, kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz, um die einzelnen Abschnitte des Magen-Darm-Traktes genauer zu beurteilen.

Ultraschall (Sonografie)

Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Bauches kann der Arzt den Darm beurteilen. Liegt eine Entzündung vor, ist in den betroffenen Regionen eine verdickte Darmwand erkennbar.

Darmspiegelung (Koloskopie)

Bei der Darmspiegelung wird ein biegsamer Schlauch (Endoskop), an dessen Ende sich eine Kamera und eine Lichtquelle befinden, über den After in den Dickdarm eingeführt. Die Kamera überträgt die Bilder aus dem Darm auf einen Monitor. Dort kann sich der Arzt jeden Abschnitt des Dickdarmes und das Ende des Dünndarmes genau anschauen und nach den für Morbus Crohn typischen Schleimhautveränderungen suchen. Außerdem kann er über das Endoskop kleine Instrumente einführen und Gewebeproben entnehmen, die dann unter dem Mikroskop untersucht werden.

Die Darmspiegelung ist eine wichtige Untersuchung, um Morbus Crohn von der ebenfalls entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa zu unterscheiden. Bei einer Colitis beginnt die Entzündung meist im Bereich des Afters und schreitet kontinuierlich in höhere Darmabschnitte fort. Typisch für Morbus Crohn ist dagegen der segmentale Befall der Darmschleimhaut.

Kapselendoskopie

Da bei einer Darmspiegelung nur der Dickdarm und der letzte Teil des Dünndarmes beurteilt werden können, ist die Kapselendoskopie eine schonende Methode, um den gesamten Dünndarm zu untersuchen. Dabei schluckt der Patient eine Kapsel, die mit einer Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist. Die aufgenommen Bilder aus dem Darminneren werden gespeichert und später vom Arzt ausgewertet.

Magenspiegelung (Gastroskopie)

Auch wenn das letzte Dünndarm- und das erste Dickdarmstück am häufigsten von Morbus Crohn betroffen sind, muss der gesamte Magen-Darm-Trakt untersucht werden, um die genaue Ausdehnung der Erkrankung zu bestimmen. Dazu gehört auch die Inspektion der Mundhöhle. Die Speiseröhre, der Magen und der Zwölffingerdarm werden bei einer Gastroskopie genauer angeschaut. Dabei wird ein dünner Schlauch, der mit einer Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist, über die Speiseröhre in den Magen und den Zwölffingerdarm vorgeschoben. Die Kamera überträgt die Bilder auf einen Monitor. Dort kann der Arzt dann diese Abschnitte des Verdauungskanals beurteilen.

Bildgebende Verfahren – CT und MRT

Auch die Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) kommen bei Morbus Crohn in der Diagnostik zum Einsatz. Häufig wird den Patienten bei diesen bildgebenden Untersuchungsmethoden ein Kontrastmittel verabreicht. Auf den CT- und MRT-Aufnahmen lassen sich beispielsweise Darmverengungen (Stenosen), Verdickungen der Darmwand, Fisteln oder Abszesse gut erkennen.

Welche Therapien gibt es?

Morbus Crohn ist noch nicht heilbar. Die Therapie zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Entzündungsreaktion einzudämmen. Dabei spielt es eine Rolle, wie schwer der Krankheitsschub verläuft und wo die Entzündung im Verdauungstrakt lokalisiert ist. Die Schwere eines Schubes bestimmt der Arzt mithilfe des CDA-Index (crohns desease activity index), bei dem er bestimmten Krankheitszeichen Zahlenwerte zuordnet. Aus diesen Zahlenwerten und dem Gewicht des Patienten berechnet der Arzt den Aktivitätsindex. So kann er eine Aussage darüber treffen, ob es sich um einen Schub mit geringer, mäßiger oder hoher Aktivität handelt.
Bei leichteren Schüben reicht häufig schon die Behandlung von Durchfall und Bauchkrämpfen. Muss die Entzündung eingedämmt werden, kommen Kortisonpräparate zum Einsatz. Dazu gehört beispielsweise Budesonid. Es wird in kapselform verabreicht und wirkt vor allem im Darm. Vom Körper wird der Wirkstoff kaum aufgenommen. Das hat den Vorteil geringerer Nebenwirkungen. Reicht Budesonid nicht aus, kann ein systemisch wirkendes Kortisonpräparat verordnet werden, das je nach Schubstärke in der Dosis angepasst wird.
Auch sogenannte Salicylate kommen in der Therapie von Morbus Crohn zum Einsatz. Sie wirken ebenfalls entzündungshemmend, sind allerdings nicht so wirkungsvoll wie Kortisonpräparate. Je nach Stärke des Krankheitsschubes können auch Medikamente notwendig werden, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Auch Antikörper gegen Entzündungsfaktoren (TNF-Antikörper) können eingesetzt werden.

Treten Komplikationen wie Fisteln oder Abszesse auf, werden Antibiotika verordnet.
Besteht ein Nährstoffmangel, müssen die Betroffenen Präparate einnehmen, mit denen sie diesen Mangel ausgleichen.

Außerdem sollten Crohn-Patienten auf ihre Ernährung achten. Während eines akuten Schubes muss der Darm geschont werden. Dazu eignet sich eine ballaststoffarme Ernährung. Manchmal ist es sogar nötig, über einen gewissen Zeitraum alle wichtigen Nährstoffe mithilfe einer Infusion zuzuführen. Der Darm wird entlastet und kann heilen.

Es kommt vor, dass man trotz aller Therapiemaßnahmen die Erkrankung langfristig nicht in den Griff bekommt. Fisteln, Abszesse oder Stenosen machen häufig Operationen notwendig. Manchmal ist es unumgänglich, dass betroffene Darmabschnitte entfernt werden. Es gibt Fälle, in denen für eine gewisse Zeit oder auch für immer ein künstlicher Darmausgang bei Morbus Crohn angelegt werden muss. Diese Patienten leben dann mit einem Stoma. Gerade für Crohn-Patienten, die viele Jahre unter ihrer Krankheit und deren Komplikationen leiden mussten, stellt das Leben mit Stoma häufig eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität dar.

Da die Krankheitssymptome und -folgen von Morbus Crohn für die Betroffenen auch psychisch eine große Belastung darstellen, benötigen sie hier ebenfalls Unterstützung. Dazu eignen sich Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen austauschen können oder eine psychotherapeutische Begleitung, die Crohn-Patienten dabei unterstützt, mit ihrer Erkrankung zu leben.