Was kann man gegen Inkontinenz tun?
Neben allen therapeutischen Maßnahmen bei Inkontinenz sollte man die Dinge nicht vergessen, die man selber tun kann, um die Kontinenz zu fördern. Meist folgt die Behandlung einer Art Stufenplan: Zunächst kommen konservative Verfahren zur Anwendung. Erst wenn sich hierdurch kein Erfolg einstellen sollte, werden medikamentöse und zuletzt operative Optionen in Betracht gezogen.
1. Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme optimieren
Zu wenig oder zu viel Flüssigkeit kann Symptome einer Harninkontinenz hervorrufen. Empfohlen werden ca. 1,5-2 l pro Tag; empfehlenswerte Getränke sind bspw. Wasser, Tee (ohne Koffein), Fruchtsäfte. Kaffee, Alkohol und zuckerhaltige Getränke wirken im Allgemeinen harntreibend, können die Blase reizen und sind daher problematisch. Eine gesunde Ernährung (mit vielen Ballaststoffen, Gemüse und Obst) wiederum kann das Risiko von Verstopfung und Übergewicht reduzieren; beides Faktoren, die eine Harninkontinenz begünstigen können.
2. Bewegung und körperliche Betätigung
Regelmäßige körperliche Betätigung und Bewegung stärkt die Muskulatur (auch die für Kontinenz wichtige Beckenbodenmuskulatur), reduziert Übergewicht, erhält und unterstützt Mobilität und Unabhängigkeit. Als Sportarten eignen sich gemäßigte, entspannende Sportarten, bei denen kein zu großer Druck auf Bauch und Beckenboden ausgeübt wird. Dies sind z.B. Yoga, Schwimmen, Gymnastik, Joggen, Tanzen, Spazierengehen/Walking.
3. Blasentraining
Blasentraining kann eine effektive, einfache Methode sein, um im Falle einer überaktiven Blase wieder mehr Kontrolle über Blase und Ausscheidungsverhalten zu erlangen. Ziel des Blasentrainings ist, die Zeiträume zwischen den Blasenentleerungen zu vergrößern, damit sich die Blase richtig füllen kann. So soll der Blasenmuskel trainiert und die Blasenkapazität erhöht werden, um häufigen Harndrang und Toilettengänge auf Dauer zu reduzieren.
4. Beckenbodentraining
Der Beckenboden bildet den Abschluss des unteren Bauchraums im Becken und besteht aus einem Netzwerk von Bindegewebe, Bändern und Muskeln, die eng miteinander verbunden sind. Seine Aufgabe ist es, die im Becken befindlichen Organe wie beispielsweise Harnblase, Scheide, Gebärmutter und Darm elastisch nach unten hin aufzufangen und den Verschluss von Harnröhre und After zu unterstützen. Eine schwache bzw. gestörte Beckenbodenfunktion kann zu vielen Beschwerden führen; u.a. auch den unkontrollierten Verlust von Urin oder auch Stuhl begünstigen.
Beim Beckenbodentraining handelt es sich um verschiedene Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens, die zumeist aus einer bewussten An- und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur bestehen. Die Übungen können nach Einweisung durch einen Physiotherapeuten auch eigenständig zu Hause durchgeführt und in den Alltag integriert werden.
5. Elektrostimulation
Bei der Elektrostimulation wird eine Elektrode in den Darm oder die Scheide eingeführt, die leichte elektrische Impulse aussendet und auf diese Weise die Muskulatur des Beckenbodens aktiv anregt und stärkt. Mit Hilfe dieser Methode können die Betroffenen lernen, den Beckenboden wieder zu spüren und eigenständig anzuspannen. Elektrostimulation kann sich insbesondere für solche Betroffene eignen, die zunächst nicht eigenständig in der Lage sind, ihre Beckenbodenmuskeln bewusst anspannen zu können.
6. Biofeedback
Beim Biofeedback-Verfahren wird eine Sonde in den Darm oder die Scheide eingeführt, die die Anspannung des Beckenbodens misst und diese als Ton- oder Lichtsignal wiedergibt. Die direkte Rückmeldung, ob und in welcher Stärke die Beckenbodenmuskulatur angespannt wird, schult die Wahrnehmung des Betroffenen und fördert eine bessere Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur.
1. Ernährung
Eine geeignete Ernährung kann die Kontinenzsituation beeinflussen und Stuhlkonsistenz, -frequenz und Regelmäßigkeit des Stuhlgangs verbessern. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung zum Beispiel kann ein geschmeidiger weicher und geformter Stuhl produziert werden, der einfacher auszuscheiden ist als harter Stuhl und weniger schnell ungewollt verloren wird wie z.B. flüssiger Stuhl. Ballaststoffreiche Ernährung fördert auch häufigere, regelmäßigere Darmbewegungen und kann sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall hilfreich sein. Viele Ballaststoffe finden sich zum Beispiel in Getreideprodukten (Dinkel, Gerste, Roggen, usw.), Gemüse und Obst (Kohl, Möhren, Kartoffeln, Feigen, usw.), Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Linsen, usw.), Nüssen und Samen (Mandeln, Mohn, Leinsamen, usw.). Darüber hinaus sollte auf Kaffee, Alkohol sowie Getränke mit Kohlensäure nach Möglichkeit verzichtet werden. Generell hilft es, zu dokumentieren, welche Erfahrungen Sie mit einzelnen Lebensmitteln gemacht haben und insbesondere welche Sie nicht vertragen haben. Das kann Ihnen und ihrem Berater dabei helfen, den für Sie optimalen Ernährungsplan zu erstellen.
2. Toilettentraining
Toilettentraining ist ein Verhaltenstraining und kann Betroffenen von Stuhlinkontinenz helfen, ihren Stuhlgang wieder zu normalisieren. Dies geschieht durch das Einführen regelmäßiger Zeiten für den Toilettengang. Der wesentliche Vorteil von Toilettentraining besteht darin, dass der Stuhlgang berechenbarer wird und Sie nicht überstürzt auf Toilette eilen müssen. Darüber hinaus reduziert sich durch den regelmäßigen Stuhlgang das Risiko einer Verstopfung.
3. Irrigation
Anale Irrigation ist ein Verfahren zur kontrollierten Entleerung des Darmes. Diese wird erreicht, indem über den Anus Flüssigkeit in den Darm gefüllt wird. Durch das zusätzliche Volumen wird der Darm gedehnt, natürliche Entleerungsreflexe angeregt und Stuhl und Irrigationsflüssigkeit abgeführt. Da nun erst wieder Stuhl aus höher gelegenen Darmabschnitten nachrutschen muss, kann bei regelmäßiger Anwendung eine ausscheidungsfreie Zeit von bis zu 48 Stunden bewirkt und ungewollter Stuhlabgang zwischen den Irrigationen verhindert werden. Der wesentliche Vorteil dieser Technik ist, das Betroffene durch regelmäßige Anwendung oftmals wieder die Kontrolle über die Stuhlentleerung zurückerlangen. Zudem ist die Stuhlentleerung steuerbar – der Betroffene bestimmt Ort und Zeit selbst.
4. Beckenbodentraining
Beckenbodentraining wurde bereits ausführlicher bei Maßnahmen zur Förderung einer Harninkontinenz beschrieben. Auch bei Stuhlinkontinenz ist Beckenbodentraining eine wichtige Technik, bei der Betroffene über An- und Entspannung des Schließmuskels Stuhlausscheidungen besser kontrollieren können.
5. Biofeedback
Beim Biofeedback-Training wird eine Sonde in den Anus eingeführt, die auf einem speziellen Gerät den Anspannungszustand des Schließmuskels anzeigt. Über diese optische Rückkopplung kann dann die Koordination des Schließmuskels und die bewusste An- und vor allem Entspannung trainiert werden.
6. Elektrostimulation
Bei der Elektrostimulation wird eine Kontraktion der Muskeln durch elektrische Impulse angeregt. Hierfür werden Elektroden mit einer Sonde in den After eingeführt. Das Training kann die Muskulatur kräftigen und das Bewußtsein des Betroffenen für die Muskeln schärfen.