Vor neun Jahren führte ich ein ganz normales Leben. Ich war eine sehr aktive Frau, vollbeschäftigt und voller Energie. Mein Alltag war erfüllt von Arbeit, Hobbys und sozialen Aktivitäten. Doch im Juli 2015 änderte sich mein Leben schlagartig.
Eine falsche Diagnose führte zu einer unnötigen Rückenoperation. Die Folgen waren verheerend: eine Lähmung im linken Bein, Blase und Gesäß. Plötzlich war ich auf Hilfe angewiesen und musste mich völlig neu orientieren. Seitdem musste ich sechsmal am Tag einen Katheter benutzen, da ich keinen Drang spürte, Urin zu lassen.
Elf Monate nach der Operation erlitt ich einen schweren Schlaganfall. Wieder einmal war mein Leben auf den Kopf gestellt. Die Genesung war lang und hart, aber ich ließ mich nicht unterkriegen. Schritt für Schritt lernte ich, die Lähmung zu bewältigen und die Kontrolle über meine überlaufende Blase fast vollständig zurückzugewinnen.
Ich beschloss, mein Schicksal anzunehmen und das Beste aus jedem Tag zu machen. Meine Einstellung änderte sich grundlegend: Ich begann, jeden Tag zu leben und lebe, als wäre es mein letzter. Diese neue Perspektive gibt mir Kraft und Lebensfreude.
Reisen sind zu meiner Leidenschaft geworden. Trotz meiner Einschränkungen erkunde ich die Welt, soweit es meine Gesundheit zulässt. Jede Reise, jede neue Erfahrung, bringt mir unermessliche Freude. Ich lernte, dass wahres Glück in den kleinen Dingen des Lebens liegt und dass es wichtig ist, das zu tun, was einen wirklich glücklich macht.
Mein Leben lang habe ich schon öfters um mein Leben kämpfen müssen, und das hat mich jedes Mal stärker gemacht. Aufgeben war nie eine Option, und meine Kinder und Enkelkinder, vor allem mein Enkelsohn, sind mein Leben und meinen Lebensmut wert.
Dazu haben meine Eltern mir den Namen Vitoria gegeben, was auf Lateinisch „Die Siegerin“ bedeutet.
Wie sagt man? „Wer aufgibt, hat schon verloren!“ – und nach diesem Motto lebe ich.
Ich mache das Beste draus, ich lasse meiner Behinderung keine Macht über mich, Diagnosen sind für mich nur Wörter. Mein Kampf zeigt mir, dass ich in der Hand habe, was ich schaffe und was nicht. Ich habe den Glauben an mich niemals verloren, und solange ich lebe, werde ich kämpfen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und ich verliere niemals die Hoffnung, irgendwann wieder ohne jegliche Hilfe laufen zu können.
Ich werde oft gefragt, wie ich bei so vielen Schicksalsschlägen immer noch ständig ein Lächeln im Gesicht habe. Meine Antwort ist immer die gleiche:
„Ich habe es mit weinen versucht, aber davon habe ich nur eine verstopfte Nase bekommen, daher lieber lachen. Ich bekomme zwar davon Lachfalten, aber die kommen mit der Zeit eh!“
Noch letzte Woche erlebte ich einen besonderen Moment: Eine fremde Verkäuferin fing an zu weinen und musste mich umarmen, nachdem sie gefragt hat, was ich am Bein habe, da ich eine Orthese tragen muss, ohne die ich nicht laufen kann. Sie sagte:
„Sie sind die Lebensfreude in Person, Sie strahlen und sind so freundlich trotz allem, was Ihnen passiert ist!“
Ihre Worte rührten mich tief und bestätigten mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Meine Geschichte ist eine Geschichte von Schmerz und Verlust, aber auch von Hoffnung und unerschütterlichem Lebenswillen. Trotz aller Hindernisse habe ich gelernt, mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich bin ein lebendiges Zeugnis dafür, dass man selbst in den schwierigsten Zeiten die Kraft finden kann, weiterzumachen und das Leben zu feiern.