Wie sieht die Ernährungstherapie aus?
Grundsätzlich ist eine kalorienbewusste, gesunde Ernährung ausschlaggebend für ein gestärktes Immunsystem und für eine gute Lebensqualität. Bei KDS-Patienten, denen weniger als die Hälfte ihres Darms verblieben ist, ist es jedoch so, dass sich der ursprüngliche Kalorienbedarf nach der Operation stark erhöht oder sogar verdoppelt, wodurch es zu einer Mangelernährung kommt, weil trotz gleicher Nahrungszufuhr nicht genügend Nährstoffe aufgenommen werden können und wichtige Spurenelemente fehlen.
Ernährungstherapie Kurzdarmsyndrom
Um die Mangelzustände zu behandeln, muss eine Ernährungstherapie begonnen werden. Sie ist abhängig vom Ausmaß der Operation und vom Zeitpunkt nach der OP. Hauptziel der Therapie ist es, die Beschwerden zu lindern und bestehende Mängel auszugleichen.
Beim Kurzdarmsyndrom werden drei Phasen unterschieden, die als Leitlinie für die Ernährungstherapie gelten:
1. Hypersekretionsphase
In der Hypersekretionsphase, die direkt nach der Operation einsetzt, kommt es häufig zu starken Durchfällen und Fettstühlen. Aufgrund des vermehrten Verlusts von Nährstoffen, Flüssigkeit und Elektrolyten werden diese Nahrungsbestandteile intravenös verabreicht – abgestimmt auf den individuellen Bedarf des Patienten.
2. Adaptionsphase
In der Adaptionsphase findet die Regeneration des Kurzdarms statt, die Durchfälle reduzieren sich. Wenn möglich, wird nun von parenteraler Ernährung auf enterale und/oder orale Ernährung umgestellt. In dieser Phase bieten sich sog. niedermolekulare Nahrungsmittel an. Hierbei handelt es sich um eine chemisch definierte Sondenkost, bei welcher die Nährstoffe in leichter aufnehmbarer Form vorliegen.
3. Stabilisationsphase
In der Stabilisationsphase kommt es weitaus seltener zu Durchfällen und Fettstühlen. Die Ernährung deckt den Energiebedarf optimalerweise ausschließlich durch orale Ernährung, die Verdauungsprozesse normalisieren sich. Auch langfristig können Nahrungsergänzungsmittel den Speiseplan ergänzen. Bei der oralen Ernährung ist es besser, lieber 6-8 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen anstatt 3 große. Darüber hinaus ist es wichtig, die Nahrung gründlich zu kauen und viel Wasser zu trinken.
Während des gesamten Zeitraums der Ernährungstherapie benötigt der Patient ein individuelles Betreuungsmanagement. Dabei spielt das Zusammenwirken von Ernährungstherapeuten, Ärzten, Pflegern oder Homecare-Anbietern eine zentrale Rolle, denn durch diese wird eine problemlose Überleitung in den häuslichen Bereich ermöglicht. Die Ernährungsweise sollte auch über den Verlauf der drei Phasen hinaus langfristig in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden.
Die Deutsche Stiftung gegen Mangelernährung (eine Interessenvertretung Betroffener mit krankheitsbedingter Mangel- und Unterernährung) stellt umfassende Informationen zum rund ums Thema Kurzdarmsyndrom bereit, und in den medizinischen Versorgungszentren der Stiftung werden die Patienten hausärztlich zu spezifischen Ernährungsfragen beraten und behandelt.
Zudem bieten Selbsthilfegruppen wie die „Selbsthilfe Kurzdarmsyndrom“ den Betroffenen eine Möglichkeit zum Austausch von Erfahrungen zu ihrem Krankheitsbild.