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Colostoma

Silvana Brendler

Silvana Brendler
Stoma-Expertin, Kontinenzmanagerin
Gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin
Pflegexpertin Stoma - Inkontinenz - Wunde

Was ist ein Colostoma?

Ein Colostoma (Dickdarm-Stoma) bezeichnet einen künstlichen Ausgang des Dickdarms. Im Vergleich zu einem Ileostoma (künstlicher Ausgang des Dünndarms), einem Urostoma (künstliche Urinableitung) und einem Tracheostoma (Öffnung der Luftröhre nach außen) ist ein Colostoma die mit Abstand häufigste Variante eines Stomas in Deutschland. Es wird häufig aufgrund verschiedener medizinischer Bedingungen erforderlich, die den normalen Funktionsablauf des Darms beeinträchtigen.

Colostoma Abb. 1
Colostoma Nahaufnahme
Colostoma Abb. 2
Colostoma Nahaufnahme 2
Colostoma Abb. 3
Anbringung Versorgung

Welche Ursachen gibt es?

Die Ursachen für ein Colostoma können sehr vielfältig sein. Dazu gehören:

Welche Arten werden unterschieden?

Es gibt verschiedene Arten von Colostomata, je nachdem, welcher Abschnitt des Darms betroffen ist. Ein Colostoma kann je nach Lage im Darm als Sigmoidostoma (im Sigma), Transversostoma (im Querkolon) oder Zökostoma (im Zökum) bezeichnet werden. Zusätzlich kann es als endständiges Stoma oder doppelläufiges Stoma angelegt werden.

Sigmoidostoma/Descendostoma

Beim Sigmoidostoma handelt es sich um eine Stomaanlage im Sigma. Das ist der s-förmige, untere Abschnitt des absteigenden Dickdarmastes. Es wird i.d.R. im linken Unterbauch angelegt. Beim Sigmoidostoma bleibt der größte Teil des Dickdarmes erhalten. Er kann seine Aufgabe, den Stuhl einzudicken und zu transportieren, fast normal ausführen. Die Stuhlkonsistenz und -frequenz ähneln daher der Situation vor der Operation.

Transversostoma

Das Transversostoma wird im Bereich des Querkolon (Colon transversum) angelegt. Es ist meist im rechten Oberbauch lokalisiert. Die Ausscheidungen aus einem Transversostoma sind eher flüssig bis breiig, da der verkürzte Dickdarm den Stuhl nicht mehr ausreichend eindicken kann.

Zökostoma

Das Zökostoma wird im Zökum, dem sog. Blinddarm (nicht zu verwechseln mit dem Wurmfortsatz, der umgangssprachlich auch Blinddarm genannt wird), angelegt. Es ist im rechten Unterbauch lokalisiert. Das Zökostoma wird nur noch in Ausnahmefällen angelegt, da es sich im Gegensatz zu den anderen Stomata auf Hautniveau befindet und deshalb schwer zu versorgen ist. Die Ausscheidungen aus dem Zökostoma ähneln denen eines Ileostomas. Sie sind dünnflüssig und aufgrund der noch enthaltenen Verdauungsenzyme sehr aggressiv.

Darüber hinaus kann das Colostoma als endständiges und als doppelläufiges Stoma angelegt werden:

  • Ein Colostoma wird als endständiges Stoma angelegt, wenn Schließmuskel, Mastdarm und so viel Dickdarm, wie durch die Grunderkrankung notwendig ist, entfernt wurden. Das verbleibende Dickdarmende wird dann über eine operativ geschaffene Öffnung in der Bauchdecke nach außen abgeleitet. Die Konsistenz des Stuhles, der über das Stoma ausgeschieden und in einem Stomabeutel aufgefangen wird, ist abhängig davon, in welchem Abschnitt des Dickdarmes das Stoma angelegt wird.
  • Das Colostoma kann unter gewissen Voraussetzungen auch als doppelläufiges Stoma angelegt werden. Diese Möglichkeit kommt zum Einsatz, wenn bestimmte tieferliegende Darmabschnitte vorübergehend geschont werden müssen, beispielsweise weil eine Entzündung oder eine empfindliche Darmnaht nach einer Operation ausheilen soll. Für ein doppelläufiges Colostoma wird meist das Querkolon verwendet. Dazu zieht der Operateur eine Darmschlinge des Querkolons vor die Bauchdecke und schneidet sie ein. Das doppelläufige Colostoma hat dadurch zwei Öffnungen. Eine zuführende Öffnung, aus der der Stuhl abgeleitet wird, und eine Öffnung, die den Anfang des abführenden Darmabschnittes darstellt. Wenn der Darm geheilt ist und seine normale Funktion wieder aufnehmen kann, wird das Stoma wieder zurückverlegt.
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Endständiges Colostoma und doppelläufiges Colostoma

Wie wird ein Colostoma versorgt?

Durch die Anlage eines Colostomas geht die Stuhlkontinenz verloren. Aus diesem Grund ist eine gute Stomaversorgung wichtig, bei der die Ausscheidungen aus dem Darm sicher und geruchsdicht aufgefangen werden. Diese modernen Stoma-Versorgungssysteme bestehen aus einem Hautschutz und einem Stomabeutel. Die Hautplatte schützt die umliegende Haut vor den aggressiven Ausscheidungen. Der Stomabeutel ist geruchsdicht und sammelt den ausgeschiedenen Stuhl so lange, bis der Beutel ausgeleert oder gewechselt wird. Vom Aufbau her lassen sich zwei verschiedene Beutelsysteme unterscheiden:

  • Beim einteiligen System sind Hautschutzplatte und Stomabeutel fest miteinander verbunden. Beim Wechsel des Stomabeutels muss immer das gesamte System gewechselt werden.
  • Beim zweiteiligen System sind Stomabeutel und Basisplatte durch einen Rastring oder Klebekopplungsmechanismus miteinander verbunden. Muss der Stomabeutel gewechselt werden, kann die Hautschutzplatte auf der Bauchhaut verbleiben.

Da das Stoma bei einer Kolostomie nicht kontinuierlich Stuhl fördert, werden hier meist geschlossene Beutelsysteme, sog. Kolostomiebeutel, verwendet, die gewechselt werden, wenn sie voll sind. Natürlich gelangen auch die Darmgase über das Stoma in den Stomabeutel. Ein integrierter Aktivkohlefilter sorgt dafür, dass sie geruchsneutral entweichen können.

Was versteht man unter Stoma-Irrigation?

Stoma-Irrigation bezieht sich auf eine Darmspülung, die von Personen mit Colostoma verwendet werden kann, um eine gewisse Kontrolle über ihre Ausscheidungen zu erlangen.

Dazu werden über das Stoma etwa 1 bis 1,5 Liter körperwarmes Wasser in den Dickdarm geleitet. Das Wasser dehnt die Darmwand, was dazu führt, dass ein Entleerungsreflex einsetzt. So kommt es zur kontrollierten Stuhlentleerung. Diese Methode hat den Vorteil, dass nach der Irrigation eine Zeit folgt, in der weder Stuhl noch Darmgase ausgeschieden werden. Aufgrund dessen kann das Stoma mit einer Stomakappe oder einem Minibeutel versorgt werden. Diese diskrete Stomaversorgung gibt vielen Kolostomaträgern ein größeres Gefühl von Sicherheit und Freiheit.

Allerdings ist die Stoma-Irrigation mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Eine geregelte Lebensführung ist von Vorteil, da die Irrigation sich dann zu einem festen Bestandteil der täglichen Routine entwickeln kann. Am ehesten eignet sich die Stoma-Irrigation bei Trägern eines Sigmoidostomas. Da sich dieses Stoma im hinteren Abschnitt des Dickdarmes befindet, sind die Ausscheidungen ausreichend geformt und fest. Der verbliebene Dickdarmabschnitt ist noch lang genug, um seine Aufgabe, dem Speisebrei das Wasser zu entziehen und dadurch den Stuhl einzudicken, ausreichend zu erfüllen. Andere Stomaarten wie ein Transversostoma oder gar ein Ileostoma eignen sich nicht für die Stoma-Irrigation, da sie zu häufig, zu unregelmäßig und zu breiigen Stuhl fördern.

Außerdem gibt es noch einige andere Gegenanzeigen für eine Stoma-Irrigation. Dazu gehören unter anderem:

  • ein Stomabruch (parastomale Hernie), der das Ein- und Auslaufen der Spülflüssigkeit erschwert
  • entzündliche Darmerkrankungen wie eine Divertikulitis, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • eine Verengung (Stenose) des Stomas
  • Chemotherapie und Bestrahlung
  • eine Fistelbildung
  • ein Vorfall (Prolaps) des Stomas
  • körperliche oder geistige Einschränkungen, die eine selbständige Irrigation unmöglich machen

Welche Risiken gibt es?

Bei einem Colostoma bestehen insbesondere die folgenden Risiken:

Flüssigkeits- und Elektrolytungleichgewicht

Bei einem Colostoma wird der Dickdarm umgangen, wodurch der Körper mehr Zeit hat, Wasser und Elektrolyte aus dem Stuhl zu resorbieren. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Dehydratation oder Elektrolytungleichgewichte führen, insbesondere wenn der Stuhl sehr flüssig ist.

Verstopfung

Im Vergleich zu einem Ileostoma, bei dem der gesamte Dickdarm umgangen wird, kann es bei einem Colostoma eher zu Verstopfung kommen. Wenn der Stuhl zu fest oder zu trocken ist, kann dies zu Problemen bei der Stuhlableitung führen.

Undichtigkeiten des Beutelsystems

Bei einem Colostoma ist der Stuhl in der Regel fester als bei einem Ileostoma. Dies kann dazu führen, dass das Colostoma-System weniger flexibel ist und sich schneller füllt. Es ist wichtig, das Beutelsystem regelmäßig zu entleeren, um Überfüllung und Undichtigkeiten zu vermeiden.

Geruch

Da der Stuhl im Dickdarm länger verbleibt, kann er im Vergleich zu einem Ileostoma einen stärkeren Geruch haben. Dies kann für manche Menschen unangenehm sein und zusätzliche Maßnahmen erfordern, um Gerüche zu neutralisieren.

Divertikulitis

Bei einem Colostoma besteht ein Risiko für Divertikulitis, eine Entzündung oder Infektion der Ausstülpungen (Divertikel) im Dickdarm. Dies kann zu Komplikationen führen und eine medizinische Behandlung erfordern.

Silvana Brendler

Silvana Brendler
PROLIFE homecare GmbH, Kaufungen

Silvana Brendler ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer Weiterqualifikation zur Pflegeexpertin Stoma - Inkontinenz - Wunde und zur Kontinenzmanagerin. Seit 2009 arbeitet sie bei PROLIFE und ist für alle Versorgungsbereiche zuständig. Nebenbei absolviert sie immer wieder Fortbildungen im Bereich Stoma und PAI, um auf dem neuesten Versorgungsstandard zu bleiben.


Häufige Fragen und Antworten

Fragen - Antworten

Wie lange dauert die Heilung nach einer Colostoma-Operation?

Die Heilung nach einer Colostoma-Operation kann je nach individueller Situation variieren. In der Regel dauert es mehrere Wochen bis Monate, bis die Wunde vollständig verheilt ist und der Patient sich an die Stomaversorgung gewöhnt hat.

Sind Komplikationen nach einer Colostoma-Operation häufig?

Komplikationen nach einer Colostoma-Operation können auftreten, sind jedoch in den meisten Fällen selten. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Hautirritationen, Stomabrüche oder Verengungen (Stenosen). Es ist wichtig, den Stoma-Bereich sorgfältig zu überwachen und bei auftretenden Problemen einen Arzt aufzusuchen.

Welche Einschränkungen gibt es beim Tragen eines Colostomas?

Obwohl ein Colostoma anfangs eine Anpassung erfordern kann, sollten die meisten Betroffenen in der Lage sein, ein normales Leben mit wenigen Einschränkungen zu führen. Es ist jedoch ratsam, körperliche Aktivitäten und Ernährungsgewohnheiten mit einem Arzt oder Stomatherapeuten zu besprechen.

Gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen für Colostomieträger?

Die Ernährung kann individuell unterschiedlich sein, aber im Allgemeinen gibt es keine speziellen Ernährungsempfehlungen für Kolostomieträger. Es kann jedoch hilfreich sein, ballaststoffreiche Nahrungsmittel allmählich einzuführen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um Verstopfungen zu vermeiden.

Kann ein Colostoma zu Gewichtsverlust führen?

Ein Colostoma selbst führt normalerweise nicht zu Gewichtsverlust. Einige Menschen können jedoch vorübergehend an Gewicht verlieren, insbesondere direkt nach der Operation. Deshalb ist es wichtig, eine ausgewogene Ernährung beizubehalten und bei Bedarf einen Ernährungsberater zu konsultieren.

Kann ein Colostoma Gerüche verursachen?

Moderne Stomaversorgungssysteme sind darauf ausgelegt, Gerüche zu minimieren. Die Stomabeutel enthalten oft einen integrierten Aktivkohlefilter, der das Entweichen von Gerüchen verhindert. Durch regelmäßiges Entleeren oder Wechseln des Beutels kann zusätzlich Geruchsbildung vermieden werden.

Wie oft hat man bei einem Colostoma Stuhlgang?

Die Häufigkeit des Stuhlgangs bei einem Colostoma kann von Person zu Person unterschiedlich sein und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der individuellen Darmfunktion, der Ernährung und dem Lebensstil. Je nachdem, an welchem Teil des Dickdarms das Colostoma angelegt wurde, kann die Stuhlkonsistenz und die Häufigkeit des Stuhlgangs variieren. Ein Colostoma, das im oberen Teil des Dickdarms liegt (proximales Colostoma), produziert festere Stühle und kann weniger häufig entleert werden. Ein Colostoma im unteren Teil des Dickdarms (distales Colostoma) kann zu weicheren Stühlen und häufigerem Stuhlgang führen.

Wie pflege ich das Colostoma richtig?

Vorher sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Das Stoma reinigt man am besten mit einer milden, parfümfreien Seife und lauwarmem Wasser. Die parastomale Haut wird vorsichtig mit einem Tuch abgetupft und regelmäßig auf Irritationen inspiziert. Darüber hinaus sollte eine passende Stomaversorgung gewählt und diese regelmäßig gewechselt bzw. die Beutel geleert werden. Es kommt außerdem darauf an, auf einen passgenauen Ausschnitt der Stomaplatte zu achten, um Undichtigkeiten zu verhindern.

Was kann ich tun, wenn der Beutel verstopft?

Bei einer Verstopfung des Stomabeutels sollte vorsichtig vorgegangen und keine aggressiven Maßnahmen ergriffen werden, die das Stoma oder die umliegende Haut schädigen könnten. Zunächst sollte überprüft werden, ob tatsächlich eine Verstopfung vorliegt oder ob der Beutel nicht vollständig entleert wurde. Es kann helfen, den Beutel sanft zu massieren, um die Verstopfung zu lösen. Abgesehen davon kann der Stuhlgang durch eine Ernährungsumstellung langfristig reguliert werden.

Was soll ich tun, wenn das Colostoma blutet?

Blutungen können verschiedene Ursachen haben und müssen nicht immer ein Zeichen für eine schwerwiegende Komplikation sein. Zunächst sollte das Colostoma vorsichtig untersucht werden, um festzustellen, wo genau die Blutung auftritt. Bei leichten Blutungen kann vorsichtig Druck auf das blutende Stoma ausgeübt werden, um die Blutung zu stoppen, doch bei anhaltenden oder starken Blutungen sollte sofort ein Arzt oder Stomatherapeut kontaktiert werden.