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Stomahelden BLOG Detail

Lifestyle, Gesundheit, Stoma Story

Endlich Ruhe im Bauch: Sarahs persönliche Geschichte

Mein Name ist Sarah. Ich komme aus Sachsen-Anhalt und bin 1996 in Halle/Saale geboren.

Ich wurde als Baby adoptiert und darf seitdem in einer wunderschönen Familie wachsen und gedeihen. 

Meine Kindheit war geprägt durch viele Neurodermitis-Schübe, Asthma und viele Allergien. Typisch für eine frühe Autoimmunkrankheit. 

Trotz all dem wurde innerhalb der Familie viel gelacht, Spaß gehabt und einfach das Leben genossen. Wir waren oft im Urlaub und haben viel zusammen erlebt. 

Als ich im Teenie-Alter war, kam dann die nächste Schippe. Plötzlich hatte ich ständig Bauchschmerzen und dann auch viel Blut im Stuhl.

In dem Alter ist man erschrocken, aber ich fing an, alles etwas zu überspielen, sodass mir keiner ansah, wie schlecht es mir eigentlich ging. 

Es wurde immer schlimmer und ich, meine Eltern so wie auch meine Schwester, mussten viele Momente erleben, die sehr unschön waren.

Lange Krankenhausaufenthalte, viele starke Medikamente, unter anderem das übliche Mittel der Wahl – Kortison auf hoher Dosis und das über viele Jahre, weil nichts anderes mehr anschlug. 

Über häufiges Fehlen in der Schulzeit und enorme Einschränkungen im normalen Alltag bis hin zu permanenten WC-Suchen und dauerhaft die Angst im Nacken, was ist, wenn ich JETZT auf die Toilette MUSS?

Und oft waren keine Toiletten im nahen Umkreis oder schlichtweg nicht zugänglich.

Ich entschied mich dann zu 90% gar nicht erst vor die Tür zu gehen. Bedeutete oft isoliert und immer die Gedanken, die um einen selbst kreisten. 

Das ging ca. 11 Jahre am Stück so. 

Es gab auch Remissionsphasen, doch nie von langer Dauer. 

Letztes Jahr im Mai bekam ich erneut starke Bauchschmerzen im unteren Bereich und war der Meinung, es hätte mit der Regel zutun.

Nachdem dann Fieberschübe einsetzten, besuchte ich mit meinem Lebensgefährten das nächste Krankenhaus.

Dort wurde ich auf den Kopf gestellt mit der Diagnose Abszess an der Dickdarmwand. Dieser wurde entfernt und viel Antibiotikum gegeben. 

Nach 2 Wochen folgte eine Darmspiegelung, wo leider mein Gefühl schon gar nicht gut war. Zwei Tage nach der Untersuchung kam der Anruf.

Enddarmkarzinom und damit die Entscheidung, den gesamten Dickdarm zu entfernen und einen vorübergehenden so genannten ileoanalen Pouch zu legen inklusive einem Ileostoma

Anfangs war ich strikt gegen ein Stoma, aber räumte nach vielen Arztgesprächen doch ein, dass es die beste Lösung ist.

Seit Ende Juni 2023 besitze ich nun ein Ileostoma – und wer hätte es gedacht, es hat mein Leben so enorm bereichert.

Endlich habe ich Ruhe in meinem Bauch.

Nach einem Jahr zurück ins Leben kämpfen und zum Glück ohne eine Chemo, kann ich sagen, dass eine große Dankbarkeit in mir überwiegt, ein Stoma tragen zu dürfen.

Ich möchte bewirken, dass junge betroffene Frauen keine Angst haben müssen, ein Stoma zu tragen, denn all das Leid, was davor war, wird dann umgedreht.

Man selbst weiß am besten, wie der Körper funktioniert und was man möchte, und bis jetzt kann ich mir eine Stoma-Rückverlegung nicht vorstellen und bin trotzdem froh, die Option zu haben.

Die Stärke, die man über die Jahre entwickelt, ist das, was einen weiterbringt, und genau deswegen möchte ich sagen:

Du kannst wieder ins Schwimmbad gehen, dich mit Freunden im Park treffen, Auto fahren, im Winter ein Schaumbad nehmen, ins Kino gehen, intim werden, Kinder bekommen.

All das und so vieles mehr − und dafür lohnt es sich!

Meine Geschichte soll aufmuntern, aber auch nichts schönreden, denn mir ist trotzdem jeden Tag bewusst, was geschehen ist, doch ich möchte ein erfülltes und glückliches Leben mit vielen Erlebnissen führen.

Und die Chance, gesehen zu werden, um anderen zu zeigen, man kann alles schaffen. 

Glaub an dich. 

Sarah M. (27), Halle/Saale