Eine Strahlentherapie zur Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren bringt Herausforderungen für die Mundgesundheit mit sich. Besonders die Zähne, die sich im oder nahe dem Bestrahlungsfeld befinden, sind von langfristigen Schädigungen betroffen. Eine konsequente Mundhygiene und eine enge zahnärztliche Betreuung sind daher unerlässlich, um schwerwiegende Folgen wie die sogenannte "Strahlenkaries" zu vermeiden.
Warum ist die Zahnpflege während der Bestrahlung so wichtig?
Die Bestrahlung führt dazu, dass die Mikrodurchblutung der Zähne und der umgebenden Knochensubstanz abnimmt. Dadurch werden die Zähne anfälliger für Schäden und verlieren ihre natürliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Karies und anderen Infektionen. Der Begriff "Strahlenkaries" beschreibt eine besonders aggressive Form von Karies, die sich trotz guter Mundhygiene rasch entwickeln und gesunde Zahnsubstanz innerhalb kurzer Zeit zerstören kann.
Zahnärztliche Kontrolle vor der Bestrahlung
Jeder Patient sollte vor Beginn einer Strahlentherapie zahnärztlich untersucht werden. Dabei werden mögliche Entzündungsherde identifiziert und notwendige Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Ein entzündungsfreier Mund mit gepflegten Zähnen oder gut sitzenden Prothesen kann das Risiko für Komplikationen wie orale Mukositis deutlich verringern. Wichtig ist zudem, dass auch zahnlose Patienten eine zahnärztliche Kontrolle erhalten, da auch Prothesenträger von Entzündungen im Mund betroffen sein können.
Standardisierte Betreuung und langfristige Verantwortung
Patienten, die eine Bestrahlung erhalten, werden heute in ein standardisiertes Betreuungskonzept integriert. Zahnärzte und zahnmedizinische Fachkräfte spielen eine essenzielle Rolle, um die Mundgesundheit während und nach der Therapie zu erhalten. Während der Behandlung liegt der Fokus auf:
- der Motivation zur konsequenten Mundpflege
- der Behandlung von Superinfektionen und Entzündungen der Mundschleimhaut
- einer effektiven Schmerztherapie
Hierbei werden zunächst lokale Schmerzmittel (topische Analgetika) eingesetzt. In schweren Fällen kann jedoch eine systemische Schmerztherapie mit Morphinen erforderlich sein.
Besonders Patienten mit einem Tracheostoma benötigen eine spezielle Betreuung, da sie häufig unter Mundtrockenheit und einer erhöhten Infektionsanfälligkeit leiden. Eine gezielte Mundhygiene und regelmäßige Befeuchtung der Schleimhäute sind essenziell, um Entzündungen und Infektionen vorzubeugen.
Fluoridierung und Zahnschutz
Eine der effektivsten Maßnahmen zur Stärkung der Zähne während und nach der Bestrahlung ist die Anwendung von Fluoridierungsschienen. Diese helfen, den Zahnschmelz zu härten und ihn widerstandsfähiger gegen säurebedingte Schädigungen zu machen. Patienten sollten sich von ihrem Zahnarzt zu einer individuell angepassten Fluoridierung beraten lassen.
Langfristige Nachsorge und regelmäßige Kontrollen
Die Verantwortung des zahnmedizinischen Teams endet nicht mit Abschluss der Bestrahlung. Gerade in der Langzeitbetreuung sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen entscheidend, um frühzeitig Probleme zu erkennen und zu behandeln. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Zahnärzten kann sichergestellt werden, dass die Mundgesundheit der Patienten dauerhaft erhalten bleibt.
Patienten können sich bei den Zahnärztlichen Kammern über spezifische Maßnahmen und Betreuungskonzepte informieren. Tracheotomierte Patienten können sich auch an unsere Tracheo-Experten wenden.
Eine optimale Mundhygiene während und nach einer Bestrahlung ist entscheidend, um langfristige Schädigungen an den Zähnen zu vermeiden. Mit einer frühzeitigen zahnärztlichen Untersuchung, regelmäßigen Fluoridierungsmaßnahmen und einer standardisierten Betreuung können Patienten ihre Mundgesundheit bestmöglich erhalten − auch mit einem Tracheostoma. Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt individuell beraten und nehmen Sie regelmäßige Kontrollen wahr.