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Trachelakanülenwechsel

Anette Fischer

Anette Fischer
Tracheostoma-Expertin
Intensivfachschwester 
Ernährungsspezialistin

Was ist ein Trachealkanülenwechsel?

Ein regelmäßiger Trachealkanülenwechsel ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Trachealkanüle weiterhin uneingeschränkt funktioniert und Keimbesiedlungen und Wundinfektionen vermieden werden. Ein Trachealkanülenwechsel stellt immer einen kritischen Moment bei der Versorgung von Menschen mit einem Tracheostoma dar. Vor allem dann, wenn der Patient nicht selbstständig ausreichend ohne Kanüle atmen kann, sollten sich Pflegende immer bewusst machen, dass es sich hier um eine Situation handelt, in der es schnell infolge von Sauerstoffmangel zu einer lebensgefährlichen Situation kommen kann.

Das Austauschen der Kanüle ist für die Betroffenen meistens sehr unangenehm. Viele Menschen reagieren mit deutlichen Anzeichen von Stress, werden unruhig und haben einen passager ansteigenden Blutdruck. Hier hilft ein gutes Verhältnis zwischen den Betroffenen und seinen Pflegern: Je mehr Vertrauen der Mensch zu seinen Helfern hat, umso besser kann er sich entspannen.

Wann ist er nötig?

Trachealkanülen müssen allerspätestens nach 28 Tagen ausgetauscht werden. In den meisten Fällen ist jedoch schon deutlich früher ein Trachealkanülenwechsel nötig. Generell bestimmt aber immer der Arzt, wie oft der Patient eine neue Kanüle erhält. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass die Angaben vom Hersteller bezüglich der Tragedauer eingehalten werden. Unverzüglich braucht ein Patient aber immer dann sofort eine neue Trachealkanüle, wenn sie oder die aufblasbare Manschette beschädigt ist oder wenn die Kanüle mit Sekret verstopft ist.

Trachealkanülenwechsel nach dilatativem und chirugischem Luftröhrenschnitt

Nach einem dilatativen Luftröhrenschnitt sollte der erste Trachealkanülenwechsel frühestens nach zehn Tagen erfolgen, wenn möglich mithilfe einen Tubuswechslers oder eines Absaugkatheters. Hier ist besonders zu beachten, dass das Tracheostoma eher instabil ist und der Kanülenwechsel Komplikationen mit sich bringen kann. Um das Tracheostoma zu stabilisieren und offenzuhalten, ist die Verwendung eines Trachealspreizers sinnvoll.
Bei einem klassischen chirurgischen Tracheostoma ist das Tracheostoma hingegen weiter und stabiler, sodass der Trachealkanülenwechsel in der Regel einfacher und unkomplizierter ist.

Wie läuft ein Trachealkanülenwechsel ab?

Folgende Checkliste sollte für die Vorbereitung beachtet werden:

Der eigentliche Trachealkanülenwechsel läuft dann wie folgt ab:

  • Den Betroffenen ansprechen und ihm mitteilen, dass die Kanüle gewechselt werden soll
  • Hände gründlich waschen und desinfizieren
  • Absauggerät einschalten und die Funktion überprüfen, bei Erwachsenen auf 0,4 bar und bei Kindern auf 0,2 bar einstellen. Immer die Gebrauchsanweisung des Herstellers beachten
  • Absaugkatheter vorbereiten, dazu Ansatz des Katheters mit dem Absaugschlauch verbinden und auf steriles Arbeiten achten
  • Wechselkanüle überprüfen, das heißt eventuell Gleitmittel auftragen. Bei Trachealkanülen mit Cuff zudem überprüfen, ob die Manschette, die eingewechselt werden soll, noch dicht ist und den Cuff mithilfe einer Spritze entblocken
  • HME-Filter (künstliche Nase) und gegebenenfalls Sprechventil entfernen
  • Eventuell Absaugen von Sekret mit dem Absaugkatheter
  • Bei Kanülen mit Cuff muss dieser erst entblockt werden, bevor abgesaugt werden kann
  • Lösen des Kanülenbändchens auf einer Seite
  • Entfernung der Trachealkanüle und der Kompresse. Besteht die Gefahr, dass sich das Tracheostoma wieder verschließen könnte, einen Trachealspreizer einsetzen
  • Tracheostoma und die umgebende Haut begutachten und reinigen
  • Reinigung und Trocknen der Haut um die Öffnung
  • Eventuell Fettcreme auf die Haut um das Stoma auftragen
  • Einsetzen einer neuen Trachealkanüle. Dabei den Patienten einatmen lassen, denn beim Einatmen weitet sich das Tracheostoma etwas und das Einführen gelingt leichter. Die Kanüle immer vorsichtig und ohne Druck einführen; dabei die Kanüle nicht drehen.
  • Neue geschlitzte Trachealkompressen anlegen (gelochte Kompressen müssen vor dem Einsetzen der Kanüle angelegt werden). Während dem Einführen, den Patienten immer im Blick haben und überwachen wie es ihm geht.
  • Befestigung der Kanüle mit dem Bändchen
  • Bei Bedarf Innenkanüle einsetzen
  • Bei gecufften Trachealkanülen den Druck im Cuff aufbauen
  • HME-Filter oder Sprechventil wieder aufsetzen
  • Alte Kanüle gründlich reinigen. Dabei kontrollieren, ob sie unversehrt ist.

Wie sollte im Notfall reagiert werden?

Alle Menschen mit einem Tracheostoma können schnell in lebensbedrohliche Situationen geraten. Wichtig ist hier, immer so rasch wie möglich einen Arzt oder in Krankenhäusern das Notfallteam zu informieren. Die häufigste Komplikation ist eine Verstopfung der Trachealkanüle mit Speichel. Man spricht dann von einer Verlegung der Kanüle. Dies ist je nach Ausprägung ein lebensbedrohlicher Zustand. Am Anfang macht sich eine Verstopfung dadurch bemerkbar, dass die Betroffenen schwerer atmen. Betreuer und Pfleger müssen sofort das Sekret absaugen. Erzielt man damit nicht den gewünschten Erfolgt, hilft nur noch ein Trachealkanülenwechsel.
Einfacher ist es, wenn die Kanülen zweiteilig sind, das heißt, wenn sich in der Kanüle noch eine Innenkanüle befindet. Dann muss nur die innere Kanüle gewechselt und die äußere kann in der Luftröhre belassen werden.
Es kann auch passieren, dass eine Trachealkanüle verrutscht und aus der Öffnung im Hals gleitet. Bekommt der Patient dann nicht mehr ausreichend Luft, sollte er vorübergehend mit einer Atemmaske beatmet werden. Ein Zeichen von Sauerstoffmangel ist ein verlangsamter Herzschlag. In jedem Fall sollte umgehend ein Fachmann informiert werden, damit dieser die Trachealkanüle wieder an den richtigen Platz legen kann. In manchen Fällen ist hierzu auch eine Bildgebung per Bronchoskopie dazu nötig.

Schulung von Betroffenen und Angehörigen

Im Krankenhaus erfolgt in den meisten Fällen der erste Trachealkanülenwechsel von einem Arzt. Bei einer normalen Wundheilung wird diese Aufgabe dann an Pfleger und Krankenschwestern übergeben. Diese arbeiten dann eigenverantwortlich und übernehmen auch die überaus wichtige Rolle, den Patienten und seine Angehörigen so weit möglich in die Pflege des Tracheostomas einzuführen. Wann immer möglich, sollten Patienten nach einer Schulung lernen, den Trachealkanülenwechsel auch selbstständig übernehmen zu können. Das gibt ihnen ein großes Stück Selbstständigkeit und erhöht damit die Lebensqualität. Wo immer nötig, helfen Angehörige oder Pflegepersonal.
Jeder, der sich um Menschen kümmert, die mit einem Tracheostoma leben, muss wissen, wie gut der Patient im Notfall für eine gewisse Zeit ohne Trachealkanüle zurechtkäme. Nur dann kann er im Notfall angemessen reagieren. Auf jeden Fall sollte sich in jedem Haushalt, in dem ein Mensch mit einem Tracheostoma lebt, auch ein Notfallset befinden. Dieses Set enthält üblicherweise eine Notfall-Kanüle in kleinerer Größe, die leichter eingeführt werden kann. Das Set beinhaltet für Menschen mit dilatativen Tracheotomien auch einen Trachealspreizer. Wichtig ist eine Schere, um im Notfall das Haltebändchen schnell entfernen zu können, ein Absaugkatheter mit Absauggerät, ein Handbeatmungsbeutel, eine Taschenlampe und die wichtigsten Telefonnummern. Das Notfallset sichert den Trachealkanülenwechsel im Notfall auch im häuslichen Umfeld, bevor ein Arzt vor Ort ist.

Anette Fischer

Anette Fischer
PROLIFE homecare GmbH, Kaufungen

Anette Fischer ist Intensivfachschwester und hat viele Jahre auf der Intensivstation gearbeitet. Später folgten der Wechsel zu PROLIFE und Zusatzausbildungen zur Wundexpertin und Medizinprodukte-Beraterin. Aus ihrer langjährigen Tätigkeit in der Ernährungstherapie weiß sie: Zu einer guten Beratung gehören Kompetenz und Erfahrung, aber auch viel Zeit für Gespräche mit Angehörigen und Betroffenen. Denn erst durch gutes Zuhören gewinnt man ein Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden und kann diese in der Therapie berücksichtigen. So konnte sie schon vielen ihrer Kunden unnötige Sorgen nehmen und mit ihnen eine gemeinsame Lösung finden.