Die Tracheotomie ist ein lebensrettender Eingriff, der oft in der Intensivmedizin und bei langwierigen Atemproblemen notwendig wird. Sie ermöglicht einen direkten Zugang zur Luftröhre (Trachea) und wird bei Patienten angewendet, die Schwierigkeiten haben, über Mund oder Nase ausreichend zu atmen. Es gibt zwei Methoden zur Anlage eines Tracheostomas: die chirurgische Tracheotomie und die perkutane dilatative Tracheotomie (PDT). Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile und sind in unterschiedlichen klinischen Szenarien indiziert. In diesem Artikel nehmen wir beide Verfahren genauer unter die Lupe.
Chirurgische Tracheotomie: Die klassische Methode
Die chirurgische Tracheotomie ist die traditionellere Methode, bei der der Patient in einem Operationssaal unter Vollnarkose operiert wird. Diese Technik wird seit Jahrhunderten angewendet und bietet eine stabile und langfristige Lösung.
- Stabilität und Langfristigkeit: Die chirurgische Tracheotomie wird bei Patienten bevorzugt, die voraussichtlich eine langfristige oder dauerhafte Atemhilfe benötigen. Der Zugang zur Trachea ist stabiler, was das Risiko eines Trachealkanülenverlustes reduziert.
- Leichterer Kanülenwechsel: Da das Stoma größer und präzise angelegt ist, kann die Trachealkanüle in der Regel leichter gewechselt werden, was die Pflege und Betreuung vereinfacht, insbesondere in der häuslichen Pflege.
- Bessere Sichtbarkeit für die Chirurgen: Die Operationsmethode ermöglicht es den Chirurgen, das Gewebe klar zu visualisieren, wodurch Verletzungen wichtiger Strukturen wie der Schilddrüse oder großen Blutgefäßen minimiert werden.
- Invasiver Eingriff: Da es sich um eine chirurgische Maßnahme handelt, besteht ein höheres Risiko für Blutungen, Infektionen und andere Komplikationen, die mit einer Operation einhergehen.
- Erfordert eine chirurgische Schließung: In vielen Fällen muss das Tracheostoma nach der Therapie oder nach der Entwöhnung von der Beatmung chirurgisch verschlossen werden, was einen weiteren Eingriff bedeutet.
Diese Methode wird häufig bei Patienten eingesetzt, die langfristig eine Atemunterstützung benötigen, wie etwa bei chronischen Lungenerkrankungen oder schweren neurologischen Störungen. Auch bei Patienten mit anatomischen Besonderheiten, die eine perkutane Tracheotomie erschweren, ist die chirurgische Variante bevorzugt.
Perkutane dilatative Tracheotomie (PDT): Eine minimalinvasive Alternative
Die perkutane dilatative Tracheotomie (PDT) wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend populär. Sie wird direkt auf der Intensivstation durchgeführt und erfordert keine Verlegung des Patienten in einen OP-Saal. Das Verfahren ist weniger invasiv und schneller durchführbar.
- Zeitsparend: Da die PDT auf der Intensivstation durchgeführt werden kann, spart das Verfahren Zeit, insbesondere für kritisch kranke Patienten, die nicht transportfähig sind.
- Weniger invasiv: Es handelt sich um eine minimalinvasive Technik, bei der die Trachea durch Punktion und Dilatation (Weitung) zugänglich gemacht wird. Dadurch besteht ein geringeres Risiko für postoperative Infektionen und andere chirurgische Komplikationen.
- Spontanes Verschließen des Stomas: Nachdem die Trachealkanüle entfernt wurde, heilt das Tracheostoma bei vielen Patienten von selbst, ohne dass ein weiterer Eingriff nötig ist.
- Risiko des Stomakollapses: Da das Stoma durch Dilatation angelegt wird, besteht bei einem Kanülenwechsel ein höheres Risiko, dass das Stoma kollabiert. Dies kann in Notfällen problematisch sein, weshalb immer ein Trachealspreizer griffbereit sein sollte.
- Schwierig bei bestimmten Anatomien: Bei Patienten mit ungewöhnlicher Halsanatomie, Fettleibigkeit oder massiven Schilddrüsenvergrößerungen kann das Verfahren technisch schwierig oder unmöglich sein.
Die perkutane dilatative Tracheotomie wird häufig bei Patienten angewendet, die voraussichtlich nur vorübergehend eine Beatmung benötigen. Typische Situationen sind schwere Lungenentzündungen, Atemversagen aufgrund einer Operation oder einer akuten Erkrankung. Besonders in Notfällen oder bei kurzzeitiger Intubation ist die PDT die bevorzugte Wahl.
Welche Methode ist die beste?
Es gibt keine „beste“ Methode, sondern nur die jeweils passendste für die klinische Situation des Patienten. Während die chirurgische Tracheotomie sich bei Patienten mit langfristigen Bedürfnissen und komplizierten anatomischen Verhältnissen bewährt hat, bietet die perkutane dilatative Tracheotomie eine hervorragende Option für Patienten, die vorübergehend auf Beatmung angewiesen sind und für einen weniger invasiven Eingriff infrage kommen.
Wichtig ist, dass die Wahl des Verfahrens immer individuell und in enger Absprache zwischen dem behandelnden Arzt, dem Pflegepersonal oder den Tracheostoma-Experten und den Angehörigen getroffen wird. Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Schwere der Erkrankung, der voraussichtlichen Dauer der Beatmung und den anatomischen Gegebenheiten des Patienten.
Nicht nur für das Fachpersonal, sondern auch für den Patienten selbst ist es essenziell, die Unterschiede zwischen der chirurgischen und der perkutanen dilatativen Tracheotomie zu kennen. Diese Kenntnisse können dabei helfen, Ängste vor dem Einhriff abzubauen und in Notfällen richtig zu reagieren.